Die Güter Turow und Dutzow bildeten das ganze
Mittelalter hindurch bis in die letzten Jahrhunderte ein
zusammenhangendes Ganzes, welches, in einer wichtigen geografischen
Gegend liegend, an der Grenze zwischen Sachsen-Lauenburg und
Meklenburg von besonderer Bedeutung und stets der Gegenstand
ungewöhnlicher Aufmerksamkeit war. Beide Güter, welche in ältern
Zeiten gewöhnlich Einem Lehnträger oder Einer Familie übergeben
waren, besaßen daher zu verschiedenen Zeiten ungewöhnlich feste
Schlösser und besondere Freiheiten und Gerechtigkeiten, daneben aber
auch ungewöhnliche Burglehnspflichten. Zu dieser Wichtigkeit der
Lage kam noch die Eigenthümlichkeit derselben, daß die Landesgrenze
zwischen beiden Herzogthümern mitten durch die vereinten Güter ging,
nämlich von dem röggeliner Landgraben nach dem Schalsee durch einen
im sechszehnten Jahrhundert neu erbaueten Hof zu Turow und durch die
alte Küche auf dem Hause zu Dutzow. Es gehörte daher der größere
Theil von Turow nach Sachsen-Lauenburg, der größere Theil von Dutzow
nach Meklenburg; es lagen aber auch Theile von beiden Gütern in den
Gebieten der entgegengesetzten Landesherren. Da nun in ältern Zeiten
immer,
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so weit die Geschichte reicht, Eine Familie in
dem Besitze aller Güter war, so suchte sie bei beiden Landesherren
Belehnung und leistete beiden die landesüblichen und Lehn-Dienste,
hielt sich jedoch wegen Turow gewöhnlich mehr an Sachsen-Lauenburg,
wegen Dutzow mehr an Meklenburg. Weil aber die rein meklenburgische
Familie VON LÜTZOW von dem ersten Viertheil des vierzehnten
Jahrhunderts bis zum ersten Viertheil des siebenzehnten Jahrhunderts
im Besitze der Güter war, so konnte es nicht fehlen, daß sie sich
mehr zu Meklenburg hielt, wogegen die Herzoge von Sachsen nie eine
Gelegenheit zur Belehnung über beide Güter vorübergehen ließen;
wenigstens sind nur sächsische Lehnbriefe aus alter Zeit erhalten
worden. Durch diese eigenthümlichen Verhältnisse kam es denn, daß
die Landesgrenzen in der Ausdehnung dieser Güter lange Zeit hindurch
Gegenstand des Streites zwischen beiden Herzogthümern waren, indem
die Grenzen beider Güter zusammengenommen von beiden Seiten mit den
Landesgrenzen beider Herzogthümer verwechselt wurden. Erst im Jahre
1620 ward der Streit geschlichtet und die Veranlassung zu fernern
Mißverständnissen gehoben.
Diese Andeutungen geben die Gesichtspunkte für den Verlauf der
Geschichte Turow's.
Zuerst wird Turow genannt im Jahre 1194 in einer
Urkunde, in welcher der Bischof ISFRIED von Ratzeburg seinem
Dom-Capitel dessen Rechte namentlich verbrieft; unter diesen wird
auch aufgeführt: "THUROW DEN DRITTEN THEIL" ("in provincia
Razeburg --- in parrochia Mustin --- THUROW TERCIAM
PARTEM"). Da diese Worte wahrscheinlich von dem ganzen Gute und
nicht von den Zehnten, welche sonst ausdrücklich genannt werden, zu
verstehen sind, so ist anzunehmen, daß das ratzeburger Dom-Capitel
damals einen Theil von Turow besaß, obgleich es auffallend
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bleibt, da Turow und Dutzow in ältern Zeiten rein
fürstliche Besitzungen waren. Unter den Schiedsrichtern und Ordnern
dieser Bestimmung wird OTTO ALBUS (Witte") genannt.
Darauf wird Turow um das Jahr 1230 in dem
Zehntenregister des Bißthums Ratzeburg (herausgegeben von ARNDT,
1833, S. 12) bei der Pfarre MUSTIN genannt, wo als
Lehnträger der bischöflichen Zehnten vorkommen:
"In parrochia Mustin:
XIII Turowe. Siffridus II (mansos), PRETER QUOS (mansi)
DIMIDIA DECIMA vacat episcopo.
In Sclavico Turowe Otto Albus habet dimidiam decimam."
Es läßt sich aus dieser Angabe vermuthcn, daß die WACKERBART schon
damals in dem Besitze von Turow waren. Der hier bei Wendisch- oder
Klein-Turow als Lehnträger und schon oben im Jahr 1194
als Vermittler genannte Otto Albus (Witte) besaß nämlich nach
demselben Zehntenregister damals auch die Güter Kogel, Dargow und
Eickhorst. Das Gut Kogel aber war seit alter Zeit ein Lehn der
WACKERBART. Daher schließt v. KOBBE (Geschichte des Herzogthums
Lauenburg, III. S. 309) nicht ganz ohne Grund, daß der Name
WACKERBART ein neuerer oder verwandter Name der Familie sei, welche
im Zehntenregister noch Albus (Witte) genannt werde. Dies wird um so
wahrscheinlicher, da im Jahre 1308 die Brüder
Wackerbart einen (wahrscheinlich erneuerten) Lehnbrief auf Dutzow
empfingen, mit welchem Turow in alter Zeit immer verbunden war.
Im Jahre 1277 verlieh der Bischof ULRICH von Ratzeburg
seinem Dom-davic
Capitel die Hälfte des Zehnten aus dem Dorfe
Wendisch-Turow, den Zehnten aus 2 Hufen in Ekhorst und andere
Zehnten. Grade diese hiergenannten Zehnten in Wendisch-Turow und
Ekhorst hatte zur Zeit des
Zehntenregisters
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(um 1230) OTTO ALBUS (Witte) zu Lehn. Aus dieser
neuen Verleihung mochte sich also gegen die obigen Annahmen
schließen lassen, daß 1277 die Albus (Witten)
ausgestorben und die Zehntenlehen heimgefallen seien.
Doch bezeugen diese alten Anführungen nur die Existenz des Ortes;
sie geben kein politisches oder rechtliches Resultat und sind daher
ohne besondere Bedeutung.
Ungefähr die beiden ersten Jahrhunderte unserer Geschichte wird
Turow nicht anders genannt, als in den erwähnten
Zehnten-Verzeichnissen und Verleihungen; mehr als wahrscheinlich war
es der Burg Dutzow untergeordnet. Während dieses ganzen Zeitraumes
tritt nämlich Dutzow mit vorherrschendem Uebergewicht in die
Geschichte.
Dutzow war wahrscheinlich eine alte wendische Fürstenburg gewesen,
da es noch im Jahre 1308 eine fürstliche Burg hatte
und im Jahre 1303 die ganze Umgegend Land Ratzeburg
und Dutzow genannt wird, Dutzow also ein Hauptort des Landes
Ratzeburg war; daher wurden auch auf der Burg Dutzow, um so mehr, da
sie eine Grenzfeste war, zu verschiedenen Zeiten Fürsten-Congresse
gehalten und Bündnisse geschlossen, unter andern die einflußreichen
Landfrieden von 1291 und 1329.
Zwar ward durch den Landfrieden vom 19. Januar
1291 beschlossen, daß außer mehrern berüchtigten
Raubschlössern auch die Burg Dutzow abgebrochen werden solle, was
freilich auch geschah; aber sie ward bald wieder aufgeführt, jedoch,
wie es scheint, nicht so fest, wie vorher.
Am 8. November 1303 gaben die Herzoge
ALBERT und ERICH von Sachsen-Lauenburg den Vasallen des Landes
Ratzeburg und Dutzow die Versicherung, daß die Zahlung der Beden
(Contributionen) keine Pflicht sei.
Am 5. December 1308 übertrug der Herzog
ERICH von Sachsen-Lauenburg den Brüdern CONRAD, HEINRICH und
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DAVID WACKERBART, Rittern, das Burglehn seines
Schlosses Dutzow und überließ ihnen für den Dienst der Erhaltung und
Bewachung der Burg zum erblichen Lehn das Dorf Dutzow mit allen
Zubehörungen desselben, zu denen wahrscheinlich auch Turow gehörte.
Vielleicht war diese Belehnung nur die Erneuerung einer alten
Belehnung.
Bald darauf erfolgte für die Güter Dutzow und Turow ein Ereigniß,
welches für alle späteren Zeiten von den bedeutendsten Folgen für
dieselben ward: DUTZOW MIT SEINEN ZUBEHÖRUNGEN KAM IN DEN BESITZ DER
MEKLENBURGISCHEN VASALLENFAMILIE VON LÜTZOW, welche in den
benachbarten Ländern Gadebusch und Wittenburg bedeutende Besitzungen
hatte.
Am 1. Mai 1334 belehnten nämlich der
Herzog ERICH I. und sein Sohn ERICH II.
von Sachsen-Lauenburg den RITTER WIPERT VON LÜTZOW ERBLICH MIT DEM
SCHLOSSE DUTZOW UND ALLEN ZU DEMSELBEN GEHÖRENDEN GÜTERN. Der Ritter
WIPERT VON LÜTZOW war in der ersten Hälfte des vierzehnten
Jahrhunderts einer der bedeutendsten und angesehensten Männer in
Meklenburg, vieljähriger Landrath, 1329-1336
Vormundschaftsrath der Landesherren, seit 1319 im
Besitze des Landmarschallamtes, welches bald in seiner Familie
erblich ward, und seit 1321 in dem Pfandbesitze der
Stadt und des Landes Grabow. Durch diese Verleihung kamen Turow und
Dutzow in den Besitz einer der mächtigsten Vasallenfamilien
Meklenburgs.
Die Belehnung der VON LÜTZOW mit Turow ist in diesem Lehnbriefe über
Dutzow von 1334 nicht ausgesprochen; jedoch ist es
wahrscheinlich, daß Turow in die zu der Burg Dutzow gehörenden Güter
mit begriffen gewesen sei, da in den folgenden Lehnbriefen Turow
immer mit Dutzow zusammen an die VON LÜTZOW verliehen und der
Lehnbrief von 1334 immer
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als der erste Lehnbrief von Dutzow und Turow an
die VON LÜTZOW angesehen ward.
Im Jahre 1392 gehörte Turow den LÜTZOW; der lübecker
Chronist DETMAR sagt ausdrücklich: "TUROW --- LACH IN DER LÜTZOWEN
GUDE."
Bis gegen die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts war Dutzow das
Hauptgut in dem Güterverbande. In Folge der Bestrebungen der Fürsten
und der Hauptstädte, den Landfrieden aufrecht zu erhalten, wurden im
Jahre 1353, in Gemäßheit des Landfriedens vom
20. Februar 1353, die gefährlichsten
Raubburgen, namentlich DUTZOW, Carsan, Redevin, Dömitz, Görlesen und
andere gebrochen, und hiedurch sank Dutzow immer mehr.
Gegen das Ende dieses Jahrhunderts trat aber eine Begebenheit ein,
durch welche Dutzow gegen Turow ganz in den Hintergrund trat und bis
in das sechszehnte Jahrhundert nur als Pertinenz von Turow galt, so
daß endlich am Ende des funfzehnten Jahrhunderts die Feldmark Dutzow
weder Hof, noch Dorf hatte. Gegen das Ende des vierzehnten
Jahrhunderts erwachte nämlich im Norden wieder der Fehdegeist,
vorzüglich durch die Gefangennehmung des Königs ALBRECHT von
Schweden, eines meklenburgischen Herzogs, und die Bestrebungen für
seine Befreiung, durch welche auch die Vitalienbrüder entstanden,
hervorgerufen. Endlich, namentlich im Jahre 1392,
suchten die Fürsten und Städte in Folge von Landfriedensbündnissen
den Geist der Eigenmacht zu dämpfen. In Gemäßheit eines
Landfriedensschlusses unternahmen auch die Herzoge ERICH der Aeltere
und ERICH der Jüngere von Sachsen-Lauenburg einen heftigen Feldzug
gegen die VON LÜTZOW und brachen alle ihre Burgen, nicht nur in
Sachsen-Lauenburg, sondern auch in den Ländern Gadebusch und
Wittenburg, namentlich Niendorf, Crembs, Pritzier und
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Schwechow. Turow aber zerstörten die Herzoge
nicht, sondern behielten es für sich selbst und setzten es in
Vertheidigungszustand. Der lübecker Chronist DETMAR erzählt diese
Begebenheit also:
"In deme sulven iare (1392) was grot krich tusschen
deme hertogen VAN SASSEN, heren to Lovenborch, unde den Lutzowen,
unde deden sik in beiden siden we mit rove unde mit brande. De
hertoge toch to eijner tyd in ere gud mit herschilde unde wan ym af
ene veste to Pressire, de brande he; to den anderen male toch he
echt to ym unde wan ym af Nygendorpe, ene gude vesten, Crempse, ene
gude vesten, Schwechowe, ene gude vesten: desse vesten branden se.
He wan ym af TUROW, DAT BEHELT HE UNDE BEMANNEDE DAT; dit lach in
der Lutzowen gude. Ok branden se do wol IX dorpe unde
ok twe kerken. Dat was dat beste nicht. God vorgevet ym!"
Damals hatte Turow also schon eine geräumige Burg, da die Herzoge
Mannschaft hineinlegten. Dutzow wird aber damals schon ganz
unbedeutend gewesen sein, da es nicht unter den VON LÜTZOW'schen
Festen mit aufgezeichnet wird; jedoch stand noch im Jahre 1434
ein Schloß (hûs) zu Dutzow. Durch diese Begebenheit
ward aber Turow Hauptburg des Güterverbandes. Die Herzoge von
Sachsen-Lauenburg gaben Turow bald wieder an die VON LÜTZOW zurück,
nach unverbürgten Nachrichten im Jahre 1399, und die
von Lützow empfingen im Jahre 1434 einen neuen
Lehnbrief über Turow und Dutzow.
Im Jahre 1434 war der letzte Lützow von der geraden
Linie auf Dutzow und Turow, VOLRATH VOn LÜTZOW, ohne männliche Erben
gestorben und hatte nur eine Tochter hinterlassen, welche an einen
VON RITZEROW verheirathet war und als nächste Erbin die Güter in
Besitz genommen hatte. Daher
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und aus andern Gründen hatten die nächsten
Agnaten von derselben Linie, LÜDER VON LÜTZOW und BUSSO VON LÜTZOW
der Rothe, von Grabow und Bakendorf, die Lehnsmuthung versäumt.
Jedoch gab der Herzog BERNHARD II. von
Sachsen-Lauenburg ihren Bitten nach und belehnte sie am 1.
Mai 1434 mit dem Hause und Gute Dutzow, GR. UND
KL. TUROW und allen Zubehörungen. Dies ist der ERSTE BEKANNTE
LEHNBRIEF, IN WELCHEM TUROW NAMENTLICH AUFGEFÜHRT wird. Aus den
Worten der Urkunde:
"dewile --- VOLLERT LÜTZOW men eine dochter nalaten, de einem
Ritzerowenn vortruwett, vnd deselbe JUNFFER diese hernahbenomeden
guderen DE NEGESTEN ARUEN weren,"
geht hervor, daß den VON LÜTZOW auch auf diesen Lehngütern das den
meklenburgischen Landen eigenthümliche ERBJUNGFERNRECHT von den
sächsischen Herzogen anerkannt ward, ein Umstand, der später bei den
Landesgrenzstreitigkeiten von meklenburgischer Seite für die
Behauptung geltend gemacht ward, daß alle diese Güter unter
meklenburgischer Landeshoheit ständen, indem es z. B. in einer
Unterhandlung vom 26. November 1616
heißt:
"daß es vielmehr ein Meckelnburgisch, als Sächsisch Lehen, sintemahl
eine Jungfraw, so VOLRAT LUTZOWEN tochter gewesen, dieselbige erbet
vndt alß eine ERBJUNGFER gebraucht, welches in Sachßen nit der
gebrauch."
Die Urkunde vom Jahre 1434 bezeichnet die Grenzen der
Güter sehr genau und umständlich. Dabei werden an einigen Stellen
die GUTSGRENZEN von den LANDESGRENZEN unterschieden, z. B.
"vnd geit an diesem ort die LANDTSCHEIDE, de sick van dem doren to
Klockstorp her strecket vnd kumpt hier an diesen ohrtt, dar de grote
eicke bi dem damme an dem Weiten-
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dorper acker steiht, vnd wendet sick also dieser
LUTZOWEN SCHEIDE an diesser SASSEN vnd MECKELNBURGER LANDSCHEIDE ,
de sick wedder an diessen ortt wendet,"- ferner: "auerst diese
LUTZOWEN SCHEIDE wendet sick alhier an diessem ortte, dar ein groett
stein by der LANDSCHEIDE licht, do mit der vorigen Lutzowen vnd der
Scherpenberge wapen gemarket sindt."
Uebrigens geht aus derselben Urkunde hervor, daß
schon damals Grenzstreitigkeiten zwischen Sachsen und Meklenburg auf
diesen Gütern befürchtet wurden; daher ließen sich die VON LÜTZOW
die Gutsgrenzen so genau beschreiben, weil die Güter GRENZGÜTER
waren und sie die Gutsgrenzen nicht genau kannten:
"dewile se dieser guder hirinne benohmet gelegenheit vnd scheide
nicht wusten vnd insonderheit dewile dusse gueder GRENSEGUEDER
zwischen beiden forstendohmen Sassen vnd Meckelnburgk wehren vnd
ehnen billich gebohren wolde, desuluenn in guder acht tho hebben,
DAMIT SE NENEM PARTE tho nahe deden edder etwas vth mißuorstande
scholden nagelaten, welckes beide forstendohme muchte dorch
ere vorsumenisse tho nadehle gereken vnd se derwegen by beiden
dehlen in schaden gerahten muchten, - - - - darmit se mit ehren
nabern, idt sy na der meckelnburgischen grenze edder na der Sassen
edder na der stichtischen scheide - - - - dorch vnuorstande mochten
in uneinicheit geraden, - - - - dewile sons tho allem frede vnd
einigkeitt denstlich wehre vnd ock vns vnd vnsen aruen suluen DER
LANDTSCHEIDE ZWISCHEN BEIDEN FORSTENDOHMEN SASSEN VND MECKLENBORCH,
dan sich in thokumpftigen tiden ERRINGE VNDE TWISTINGE DER
LANDGRENZE thodragen muchten, welckes wy vns doch nicht vorhapen
willen."
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Zwar ist die Aechtheit dieser Urkunde von
1434 mitunter angefochten, namentlich als im Jahre
1587 LÜDER VON LÜTZOW auf Dutzow das Original nicht
beibringen konnte; aber in den spätern Verhandlungen über die
Landesgrenzen, namentlich im Jahre 1620, ward die
Urkunde ohne Annahme eines Verdachts benutzt, so daß sich annehmen
läßt, LÜDER VON LÜTZOW habe nur das Original nicht schaffen können,
die alten von ihm producirten Abschriften seien aber nicht
verfälscht gewesen, wogegen sich freilich an einem von ihm
producirten Originale einer andern Urkunde eine Verfälschung des
Siegels nachweisen ließ.
Im Jahre 1434 stand noch ein herrschaftliches Haus zu
Dutzow neben dem Dorfe; jedoch hatte auch Turow sicher seit
1392 eine Burg und 1434 daneben einen großen
Hof zu Gr. Turow und ein Dorf zu Kl. Turow. Bald nach dieser Zeit
wird aber im 15. Jahrhundert Dutzow nach und nach ganz
verfallen sein.
Im Jahre 1489 waren die Besitzer gestorben und die
Nächstberechtigten hatten die Belehnung nachzusuchen unterlassen.
Die Güter waren daher an die Lehnsherren heimgefallen. Jedoch aus
Rücksicht gegen die getreuen Dienste und die Bitten der Verwandten
gab der Herzog JOHANN von Sachsen-Lauenburg den Brüdern LÜDER und
HARTWIG VON LÜTZOW, Söhnen des einen der letzten Besitzer, den HOF
TUROW mit dem DORFE GR. TUROW UND DUTZOW wieder zu Lehn:
"den hoff tho Turow mit dem dorpe Groten Turow und Dußow,"
und am 21. October 1489 leisteten die
Neubelehnten Huldigung. Aus der Art der Aufzählung der Güter in
diesem Lehnbriefe geht hervor, daß Dutzow im Jahre 1489
keinen Hof mehr hatte, sondern die Feldmark eine Pertinenz von
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Turow geworden war. Aus Zeugenverhören aus dem Anfange des
siebenzehnten Jahrhunderts wird es aber zur Gewißheit, daß Dutzow in
der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts ganz wüst lag: wo
später der Hof Dutzow aufgebauet ward, stand eine Wildniß, in
welcher wilde Schweine zu liegen pflegten. Der erste Kathen zu
Dutzow ward im Anfange des sechszehnten Jahrhunderts wieder
aufgebauet; der Hof zu Dutzow aber ward bald darauf von demselben
HARTWIG VON LÜTZOW wieder aufgeführt, welcher im Jahre 1489
mit den Gütern von neuem mit belehnt worden war.
Mit dem Wiederaufbau des Hofes zu Dutzow auf dem wieder
selbstständig gewordenen Gute begannen aber auch die Streitigkeiten
über die Landesgrenzen zwischen den Herzogen von Sachsen und
Meklenburg, und zwar schon mit dem Jahre 1507. Die
Streitigkeiten wurden dadurch noch vergrößert, daß gerade um diese
Zeit, nach HARTWIG's Tode, sicher seit 1513, die
Brüder LÜDER und CHRISTOPH VON LÜTZOW sich in die Güter Turow und
Dutzow getheilt und so zwei Linien gestiftet hatten, obgleich sie
zur gesammten Hand saßen. Es wurden das ganze sechszehnte
Jahrhundert hindurch Schreiben zwischen beiden Landesherren
gewechselt, um eine Berichtigung der Landesgrenzen zu erzielen;
jedoch kam ein Vergleich erst nach 100 Jahren, im
Jahre 1620, zu Stande.
Bis zur Ausgleichung dieser Streitigkeiten machten beide
Landesherren auf beide Güter Anspruch. Am 8. November
1575 verpflichtete sich WIPERT VON LÜTZOW auf Turow
urkundlich gegen die Herzoge von Meklenburg, daß er sich auf deren
Erfordern persönlich zur Ableistung des schuldigen Lehneides
gehorsamlich stellen wolle, wie der Eid von seinem Bruder OTTO
bereits am 24. October geleistet worden sei. Und am
19. und 24. Mai 1595 erbaten
und erhielten die Brüder HARTWIG, VOLRATH und WIPERT VON LÜTZOW
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auf Turow, nach dem im October 1594 erfolgten Tode
ihres Vaters OTTO, einen Muthschein auf ihr Gut von dem Herzoge
ULRICH von Meklenburg.
Auf gleiche Weise ward Dutzow behandelt. Im Jahre 1587
sollte LÜDER VON LÜTZOW auf Dutzow vor dem Herzoge von Sachsen seine
Gerechtsame an dem Gute beweisen. Er bezog sich namentlich auf den
Lehnbrief von 1434. Da alte beglaubigte Abschriften
desselben für nicht genügend erklärt wurden, so producirte er zwar
eine alte Urkunde, an welcher jedoch ein falsches Siegel hing.
Endlich gedrängt, zeigte er eine alte, ganz andere Urkunde vor.
Hiedurch mißtrauisch gemacht, hegte der Herzog FRANZ II.
von Sachsen Verdacht gegen die Urkunde und die in der Urkunde
angegebene Grenzbestimmung und lud den Herzog JOHANN von Meklenburg
ein, den Termin auch zu beschicken, damit ihrer beider Lehnmann
LÜTZOW nicht sagen könne, ihm sei einseitig Unrecht gethan. LÜDER
VON LÜTZOW gestand übrigens sein Verbrechen ein und mußte den Herzog
FRANZ in Gegenwart von Ritter- und Landschaft fußfällig um
Verzeihung bitten. Von dem Herzoge ULRICH von Meklenburg wurden
dagegen am 12. December 1598 die Vettern
HANS VON LÜTZOW, LÜDER's Sohn, auf Dutzow, und HARTWIG auf Turow zur
Ablegung des Lehneides auf den 11. Januar 1599
nach Güstrow gefordert. Sicher ist, daß HANS VON LÜTZOW auf Dutzow
einen "General-Eid" auf die Güter, die er von Meklenburg zu Lehn
trug, geleistet hatte. Als er nun im Jahre 1600 auch
von dem Herzoge von Sachsen zur Ablegung des Lehneides geladen war,
erbat er sich von dem Herzoge ULRICH von Meklenburg Instruction,
welche dahin lautete, daß er auch dort nur einen "General-Eid auf
die Güter, die er von den Herzogen zu Sachsen zu Lehn trage, nicht
aber einen sächsischen Lehneid in specie auf die
streitigen Güter" leisten dürfe,
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und der Herzog von Sachsen sich bei Vorzeigung des
herzoglich-meklenburgischen Schreibens damit zufrieden geben werde.
Bald sahen sich jedoch die VON LÜTZOW genöthigt, ihre Güter zu
veräußern. Hiebei trat das Bemühen der sächsischen Herzoge ans
Licht, die Güter Turow und Dutzow, welche nach dreihundertjährigem
Besitze von der Familie VON LÜTZOW kamen, an das herzogliche Haus zu
bringen und dadurch zugleich die bestrittenen Landesgrenzen
auszudehnen. Als seit dem Jahre 1611 HANS VON LÜTZOW
wiederholt in Unterhandlungen trat, sein Gut Dutzow zu verkaufen
oder zu verpfänden, machten die Herzoge von Sachsen wiederholt auf
das Vorkaufsrecht Anspruch, dessen Anerkennung jedoch die Herzoge
von Meklenburg verweigerten, um so mehr, da nach mehrern
vorgenommenen Taxationen es sich ergab, daß HANS VON LÜTZOW sich
noch auf dem Gute halten könne.
Während HANS VON LÜTZOW fortwährend nach verschiedenen Seiten hin
über den Verkauf seines Gutes Dutzow in Unterhandlungen trat, sah
HARTWIG VON LÜTZOW auf Turow sich genöthigt, sein Gut zu verkaufen.
Er hatte Turow nach dem Tode seines Vaters OTTO mit hohen, schweren
Schulden annehmen, seine Brüder und Schwestern abfinden und
aussteuern, andere, ihm unbekannt gewesene Schulden und Bürgschaften
seines Vaters übernehmen und selbst für Andere Bürgschaften
übernehmen und bezahlen, auch Mißwachs und andere Noth erleiden
müssen, so daß er zur "Rettung seines guten, ehrlichen Namens sein
Gut verlassen mußte." Er verkaufte daher am 7. Julii
1613 sein Gut Turow c. p. an einen
"Dänischen von Adel, Junker" EBBE ANDREAS GALT zu Lübeck für 42,000
Gulden. Im Antoni-Termin 1614 ward der förmliche
Contract über das
"ganze Gut Turow, nemblich den alten vndt newen hoff, auch Anteil zu
Roggendorff"
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ausgestellt und von allen Vettern HARTWIGS VON LÜTZOW mit
unterzeichnet. EBBE ANDREAS GALT empfing am 24. Januar
1614 von den Herzogen von Meklenburg und am 9.
März 1614 von dem Herzoge Franz von Sachsen-Lauenburg
die erbliche Belehnung.
Dies war der erste Schritt zur völligen Trennung der beiden Güter
Turow und Dutzow, welche bald ganz verwirklicht werden sollte.
Die ernsten Verhandlungen über die streitigen Landesgrenzen hatten
im Jahre 1616 begonnen. Es wurden darauf am 26.
November 1616 zu Turow und, nach längern
Verhandlungen und mehrern Streitigkeiten zwischen GALt und den
LÜTZOW'SCHEN Gläubigern, am 29. Junii 1620
zu Dutzow Communicationstage gehalten, auf denen die
Vergleichspunkte von den beiderseitigen Räthen festgestellt wurden.
In Gemäßheit der Beschlüsse des Communications-Tages vom 29.
Junii 1620 ward am 20. Julii 1625
der Vergleich über die Landesgrenzen zwischen Sachsen-Lauenburg und
Meklenburg dahin abgeschlossen, daß TUROW ZU SACHSEN-LAUENBURG und
Dutzow zu Meklenburg gehören solle:
"Hinführo nuhn vndt zu ewigen Zeitten soll das Haus Dutzow dem Hause
Mecklenburg vndt daentkegen daß Hauß Turow dem Hause Sachsen mit
allen ihren grentzen undt scheidungen, Landesfürstlichen
superioritaet, hoch-Oberherligk- vndt gerechtigkeiten,
Regalien, Ober-Jurisdiction, Roß- vndt Mandiensten,
Kriegs-, Creyß-, Landt vndt andern stewern vndt
contributionibus nebenst allen zue einem jede gehorigen
gebewden, dorffern, höfen, hueffen etc. verbleiben."
Die Landesgrenze ward besichtigt, richtig gemacht und beschrieben
und sollte nach der nächsten Aerndte durch Grenzzeichen befestigt
werden.
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Hiedurch ward endlich im Allgemeinen ein Streit
geschlichtet, welcher einige Jahrhunderte hindurch Unzufriedenheit
und Unsicherheit erzeugt hatte.
Auch HANS VON LÜTZOW sah sich endlich genöthigt, von seinem Gute zu
weichen. Am 5. Februar 1622 verkaufte er
sein Gut Dutzow für 43,000 Gulden an DOMINICUS VON UFFELN den
Aeltern, welchen der Herzog ADOLPH FRIEDERICH von Meklenburg am
22. März 1622 belehnte.
Durch diesen Verkauf und den Grenzvergleich ward endlich die völlige
Trennung der Güter Dutzow und Turow bewerkstelliget.
____________________
Ueber die Hufengröße und Steuerverhältnisse des Gutes Turow enthält
das großherzogliche meklenburgische Archiv keine besondere Angaben,
welche eine Norm abgeben könnten. Die älteste und einzige hier
bekannte Nachricht ist, daß im Zehntenregister des Bisthums
Ratzeburg vom Jahre (1230) die Größe von Dutzow zu
12, die Größe von Turow, d. i. Gr. Turow, zu 14
Hufen angegeben ist; bei Wendisch- oder Klein-Turow ist keine
Hufenzahl bemerkt. In dem Contracte vom 11. Januar
1634 wird die Größe von Gr. Turow der (alte und der neue)
Hof, der Krüger, der Müller, der Schmied und 2 Bauern,
von Kl. Turow zu 7 Bauern angegeben; dasselbe ist in
einem Vortrage des EBBE ANDREAS VON GALT vom 30. März
1625 gesagt. Die Steuern von Turow sind wohl immer an
Sachsen-Lauenburg entrichtet; wenigstens werden die Leistungen der
VON LÜTZOW von Dutzow und Turow an Meklenburg immer zusammen
aufgeführt, ebenso der Roßdienst, so daß sich die Leistungen für
Turow besonders nicht erkennen lassen, um so weniger, als grade seit
der Trennung der beiden Güter das Gut Turow sicher an
Sachsen-Lauenburg überwiesen war.
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Ueber die sonst im Archive zu Schwerin bekannten ältern Grenz- und
Größenverhältnisse reden nur die hier angeschlossenen drei
Actenstücke. Das Archiv des Gutes Dutzow, so auch für Turow, ist im
Jahre 1806 untergegangen.
____________________
ANLAGE I.
DER HERZOG BERND VON SACHSEN BELEHNT DIE VETTERN
LÜDER UND BUSSE VON LÜTZAW MIT DEN GÜTERN
DUTZOW UND GR. UND KL. TUROW.
d. d. LAUENBURG, 1434, Mai 1.
Wy BEREND van gades gnaden hertoge tho Sassenn, Engern vnd
Westphalenn, des helligenn römschen riekes ertzmarschalck, bekennenn
vnd betugenn apenbahr mit dißem gegenwertigen breffe, vor vnß vnd
vnse eruen vnd alßwehme, denn diße vnsere izige lehnbreff tho
sehende vorkumpt, densuluenn sehenn edder hören lesen, datt vor vns
sind erschenen LUDER LUTZOWEN, her WIPERDTS sohne, denn menn denn
olden nohmett, sombt ßines broder sohne BUSSE LUTZOW, der rode
geheten, von Grabow und Baekentorpe, her BORCHERDES sohn, vnd vns
thuen berichten, dewiele er broder vnde vettern iunge BORCHERTT
LUTZOW vnd VOLLERT LUTZOW mit dode afgahn wehren, ahne mennlicke
liueß eruen, vnd VOLLERT men eine dochter nahlaten, de einem
RITZEROWENN vortruwett, vnd deselbe iunffer diese hernahbenomede
gudern de negesten aruen wehren, so hebbenn se vns derwegenn
vnderthenigen angefallen vnd gebeden, neuenn eren frunden vnd
bistande, dewile datt se mostenn bekennen, dat se nicht tho rechtenn
tieden de lehn gefordert hatten dorch versumeniße vnd andere
vngelegenheit, so ehne hierinne verhindert hedde, vnd se derwegen
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suluenn bekennen musten, dar wy idt nicht vht sunderlicken gnaden
hedden nahgeuen wollen, wehre dat lehn vnd guet ane alle middel an
vns gefallen, auer wy hebben ehrer vorolderenn truwe denste, de se
by dießem förstenthomb gedahn hadden vnd diße izigen hierinne
benomeden LUTZOWEN vnd ehre eruen henforder by vns dohn konden vnd
muchten, welcke se ock tho dohnde gelauett vnd sick gegenn vns vnd
vnse aruen trulich tho dohnde schuldig erbaden, alß ehrlickenn
truwen rittermetigen luden tho dohnde by ehrer heerschop eigend vndt
gebohrett, derwegenn wi vns darhenn bewegen vht gudem fryem willen
vnd wolbedachtes modes, ock vht willen vnd guden rade vnser
rahtgeueren, den hierin vorbenomeden LUTZOWEN vnd eren eruen vnd
allenn ehren nahkomelingen diht hueß vnd guet tho Dußow, Grothen vnd
Lutken Turaw, sambt alle der thobehoringen alse idt in allen sienen
benachbenomeden enden vnd scheden begrepenn ist, nichtes daruan
buten bescheiden, also idt vann oldings dartho gehorett hefft, op
datt nye se darmit wedderumb belehnet vnd vor lehnlude angenahmen,
alse sick sones lehn tho rechte eigenet vnd gebuhrett. Nu hebben
sick diße kegenwerdigcn vnd hier innen benomeden LUTZOWEN beclagt,
dewile se dieser guder hirinne benehmet gelegenheit vnd scheide
nicht wusten, vnd insonderheit dewile duße gueder grensegueder
zwischenn beidenn forstendohmen SASSEN vnd MECKELENBURGK wehren, vnd
ehnenn billich gebohren wolde, desuluenn in guder acht tho hebben,
damit se nenem parte tho nahe deden edder etwas vht mißuorstande
scholden nach gelaten, welckes beide forstendöhmen muchte durch ehre
vorsumeniße tho nahdehle gerecken, vnd se derwegen by beiden dehlen
in schaden gerahten muchten, dewile ehre vorige olde lehnbreff etwas
vnuonemblich geschreuen vnd alles, alse sie idt vorstunden, dar
nicht vthdrucklich noch inne verfatet wehre, dar se sick genochsamb
vht vornehmen kundenn, derwegenn by vns
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vpt flitigste angeholden vnd begehret, dat wy in dußem vnserem
lehnbreffe, den wy ehnen itzundt mittdehleden vnd geuen muchten,
alle dinck vnd alle gelegenheitt dißer hierinne benohmeden guder,
alse se ann allen orden vnd enden belegen vnd begrepenn wehren, vnd
watt dartho gehorett, an holtinge, vnd wo desuluen benomet, ock in
watt enden se belegen, de hier tho horden, ock an sehen vnd diecken,
ann moren, an wischen vnd weiden, an höesten, an mohlen, tollenn vnd
aller anderen gerechtigckeitt vnd inkunpft, alse idt vonn oldinges
hiertho gehoret vnd belegenn is gewesen, idt sy in dem oldenn
lehnbreue benomett oder nicht, darmit se mit ehren nabern, idt sy na
der Meckelnburgischen grenze edder na der Sassen edder Stichtischen
scheide edder sunst ehrenn andern anstodenden feldtnaber, dar se
edder de ehren dorch vnuerstande mochten in vneinicheit geraden,
welck se mit vorsate edder ehrem guden willen nicht gerne dohn
wolden, vnd hierdorch se vnd de ehren ock konden desto fredtsamer
mit eren nabern leuen: nuh hebbe wi ehre tehmlicke vnd mogelicke
bede angesehen, ock by vns vnd vnseren rahtgeuern ehre begerent vnd
bede nicht vor vndenstlick geachtet, dewiele sons tho allem frede
vnd einigkeitt denstlich wehre, vnd ock vns vnd vnsen aruen suluen
der landtscheide zwischen beidenn forstendohmen Sassen vnd
Mecklenborch, den sich in thokumpftigenn tiden arringe vnde
twistinge der landgrentze thodragen muchten, welckes wy uns doch
nicht vorhapen willen, so hebbe wy edder vnse eruenn vnß vht deßen
lehnbreuenn thorichten vnd vns vnd vnse nabern vnd frunde konnen
endtscheiden werden, denn vns vndt vnserenn eruen ann dißen olden
vnd itzigenn nien lehnbreffe thom hogestenn daran gelegen, derwegen
wi vns desto ringer hierinne geweigert hebben vnd ehne vht gudem
friem willen hierinne bewillegett vnd alles hierinnen nahmkundigen
macken laten vnd van worden tho wordenn hirmit inne vorfatett,
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darmit alle dinck clarlick benohmet hierinne schall sien, alß idt
herna benomett vnd alles in sinen enden vnd scheden mit vhtflote vnd
inflote belegen ist, alse idt vnse vorfäder suluen ehrdages vnd
herna de vorigenn LUTZOWEN rowsamb in gebruck vnd bosittinge gehad
hebben, vnd willenn derwegen hirmitt an deßen hierin benomeden
güdern, ehren enden vnd scheden thom erstenn anfangen: van dem
Schnacken orde ann tho reken vorlangh ann dem Kitlizer öffer vnd
barge ann beht vp de Karpenbecke entlangk, hinder dem Lutkenn
Roßenhagenn, de holting na dem Dutzower damme werts also genomet
Wolckescheide, ein flach tho denn Karpenstegenn vnd wedder vann dar
vorlangh dem hohenn holte, de Scholfferbarch genandt, vnd vann dar
quer auer na dem hohen offer vp dem Goldenseher selde dat Horn
genandt, vnd alsofortt de Harde endlanck vor dem holte auer de
Calpien genandt, welcke na dem gude Mostin gehoren, vnd wendet sich
aldar kortt vorlangh dem Calpienersehe, dar datt grote heidtmohr
verlangt wedder dem hogen Mustiner holte, also dat de harde na
Mostin auer datt ganze heidtmohr hörett in dieße scheide, na Duraw
warts vnd korts vor dem Dechower vnd Roggeliner felde, herna denn
grotenn diecke, dar eine grote eicke steit, de mit leidern vnde
crutzen gemerckt ist, van dar quer dorch denn grotenn dieck hinder
der Vlenborch int norden, vnd van dar stracks der holting endlangk
vor dem grundtlosenn mohr auer kortt vor dem Woytendorper acker
herr, alse idt aldar die mahlböhme vhtwiesen, die mit etlicken
crutzen vnd sonst gemarcket sind, vnd geit ann diesem ort die
landscheide, de sick vann dem doren tho Klockstorp heerstreckett,
vnd kumpt hier ann diesen ohrtt, dar de grote eicke bi dem damme an
dem Weitendorper acker steiht, vnd wendet sick also dießer LUTZOWEN
scheide ann dießer Sassen vnd Meckelnburger landscheide, de sick
wedder ann dießen ortt wendet, vnd geit vor den Presener
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diecke henn na dem Presener acker, dar eine reige eicken ann dem
rume staenn, dar sick datt Roggendorrper vnd Presener vnd Lutken
Durower feld scheiden, vann dar twischen dem hellebarge vnd der
häermohlen vor dem hohen holte des hellebarges heer vnd geit alß
dieße landscheide vnd dießer LUTZOWENN scheide nah dem Kieffstalle,
vnd alßo vann dar den oldenn wech endtlangh, de ein flach na Lutkenn
Salitze geit, behtt vp den wech so vann Knese kumpt vndtt twischenn
der grotenn wendemarcke, welck feldmarck nach Dutzow gehoret,
vorlangh ann dem Lutken Salitzer acker her, tho dieser horenn
endtlangh nah dem fischerstige, alß wehrtt an diesem ortte diese
floett geheten, und geit alßo diese flöte vnd landgrentze forder
nach dem stowe na Nienkerckenn wertt, auerst diese LUTZOWEN schede
wendet sick alhier ann diesen ortte, dar ein groett stein by der
landscheide licht, de mit der vorigen LUTZOWENN vnd der
SCHERPENBERGE wapen gemarcket sindt, vnd geit dußer Lutzowenn
scheide vnd der SCHARPENBERGE dör er guet Knese, welckes se ock van
vnsem forstenthumb Sachssen tho lehn dragen, kamenn an diesem ortte
tho hope, alse idt de mahlsteine de dar dat holt entlangh liggen,
twischen der Sagekuhlenn vnd dem Steinbrincke herr, beht ann denn
Ellerkamp, vnd also wedderumb in denn flöte, de kort hinder Knese in
dem fulse kumpt, doch blift dieße Sagekuhle wiedt vp der LUTZOWEN
grunde, gantz vnd all, vnd de Steenbrinck na Knese, vnd geit also
der LUTZOWENN scheide kortt hinder den Kneser häuenn heer, denn olden
flöte endtlangh hinder dem Peffer walde int suden wertt, in den
Schalsehe recht quer ouer andwerdet vp denn Schnackenn ortt, hier
förhen im anfange der scheide genohmett, auer hier is nicht die
Mählenbeeke mitt gemeinet, de vann der Kneser mählen kumpt vnd lopt
vp der anderen sieden int norden in denn Schalsehe, alse heft dieße
de LUTZOWENN schede an dießem orde ein anfangh
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vnd ende: alles watt hierinne begrepen ist: erstlich dat hues vnd
dorpe Dutzaw, de hoff sambt seinem dorpe tho Grotenn und Lutkenn
Duraw, ann hofe vnde katenn, ann denstenn vnd an pächten,
schniedelschwienn vnd roekhoen, afleger, vpladent vnd afladent,
sagt, ann hogest vnd neddriges gericht, ann halß vnd handt, ann
möhlen vnd möhlennlagen vnd ock schmeden vnd krochlagen, vnd der
frey vnd gerechtigkeitt. Dewile ock daht hueß vnde guedt tho Dutzow
mit einer kleinen tollengerechtigkeit vann oldinges heer behtt vp
dißenn dach ist begnadet vnd mit vorlehnt worden, so verlehne wy eme
dusse hirinne benohmede denn LUTZOWEN vndt allenn ehren aruen dieße
tollengerechtigkeit, ock wedderumb den suluen tollen tho nehmen, tho
geneten vnd gebrueken, alse stch tollengerechtigkeit tho nehmen
eigenet vnd geborett, vnd dar ock nicht auer, vnd ist also de olde
gewesen tollen nicht hoher tho nehmen, alse van dem wagenn, he sie
beladen edder vnbeladen, he vahre hen edder herwedder, so schal de
hehle wage alle tidt 1
lubisch geuen, vnd de
halue wagen, alß karen vnd stoele, de helfte, vhtbenamen vnse edder
vnse eruen eigene wagen vnd dener vndt iunffern vnd eddelfrowen
wagenn vnd hofflude, alß heren edder iungkernn, edder herren dener,
de ridenn, die scholenn alle frey wesenn, so ferne se bewies thuen,
weme se thostaenn; vann losenn perden vnd allerley rindvehe, ieder
houet 4
lubisch, vnd van allerley kleinem vehe, ann schwinen,
zegen vnd schapen, alle stige ock einen schilling; vann einen
voetgenger 1
; hiruan scholenn de LUTZOWENN, de dat hues vnd
guet Dutzaw inne hebben vnd bewahnen, wedderumb de damme in guder
wolmacht holden vnd scholen, alß allerwegenn gebrucklich ist, einen
schlachbohm darhen hengen, neueust ein tolbret vhthangen, vp der
einen iedern side mit einem Sasschen wapen vnde ock der LUTZOWEN
wapent, alse noch des ein veroldet brett itzundt dar vorhanden ist,
darmit dat ein ider weht, dat
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duße tollengerechtigkeit de fursten vann Sassen vann oldinges her an
diesem orde fuluenn gebruekett hebben, alse do se dat hues suluen
inne gehadt, derwegenn de forstenn van Sassen des ie vnd allewege
macht, dißenn tollen wedder thouorlehnen; hirna hebben sick behtheer
tho de vorigenn LUTZOWEN richtig geholdenn vnd sone gerechtigkeit
nicht mißbruckett; glicksfalß scholenn diße vnd ere aruen vnd
nahkomeliuge ock dohn, de datt hueß vnd guet werdenn bewahnen vud
innenhebben, vnd weddrumb so dar iemandts wehre, de hyr wedder dede
vnd mit gewaldt edder mit listenn sick heimblich edder offenbahr
woldenn dißen geborliken tollenn nicht vhtgeuen vnd vorfaren, de
scholenn derwegenn in billicke straffe fallen, doch vmb em
lieckmetig wedder loeß tho maeken na gelegenheidt des freuelß.
Watt nu wedder anlanget de fischeryen ann sehenn vnd dieken, dar
erholdt idt sick also vmb, datt de ohrtt sehes vann dem
Schnaekenortt vnd Fullenbecke an beht ann de Karpenbecke vp
beidersiet des öuers hortt ganz vnd gar na dem haue Dutzow, vnd
Durow glickfals denn gantzen Fulsese by Knese belegen, vnd den
haluen Goldensehe, watt ortts an dem Karpensehe belangt, de im
Rosenhagen vp der Dutzower feldtmarcke vnde grundt mehr alß vp der
Kittelßer siede belegen, den dieses hueses Dutzow schede hier meist
auer de helfte dörgeitt, so ist doch diese ortt sehes in ehrem
vorigenn lehnbreue vht vorgeten, der wegenn darumb by vns angelangt,
hebbe wy umb erer flitigen bede willenn so wiet nagegeuen, dat se
edder ehre eruen scholenn vns edder vnsen eruen twehundertt marck
Lubsche penninge ann guder ganckbahrer munte erleggen vnd tho
steden, alß denne schall de sehe eme ock gantz sin, sunst nichtes;
glickfals denn haluen grotenn dick ann dem grotenn Turawer felde
belegen vnd denn gantzen möhlendieck vor Dutzow vnd sunst alle
andere kleine diecke vnd dieksehe vp dem Dutzower vnd Turawer felde
belegen, se sin hierinne benomet
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edder vnbenohmet, gestowet edder vngestowett: Diße vorbenohmeden
sehe vnd dicke, de in diesenn beidenn vorbenomeden guderenn belegen
vnd nicht in dißer vorbenohmeden schede begrepen findt, scholenn
diße vorbenomeden LUTZOWEN vnd ehre eruen geneten vnd gebruken, mit
wadentogen, schmaeltowen, ahlfangen edder wo idt alleß konde genömet
werden, ok sonst mitt aller wadergerechtigkeit, nichts daruann
butenn bescheiden, ock sonst keinem minschen iennige gerechticheitt
daranne tho hebbende, sonder den LUTZOWENN allein tho gebrucken vnd
tho geneten na ehrenn bestenn noht vnd gefallenn.
So vele nun der thogehorigen holtinge, ann acker, wischenn, weiden,
an bröckenn, ann möhren, ann heide, an mast vnd iacht, grot vnd
klein wildt, so tho diesenn beidenn guderenn belegenn sindt, vnd
welckere se in de vorbedinge sick vndernehmen mögen, seindt dieße
hernabenohmedenn örde: alß erstlich den ortt haltes de Kleine
Rosenhagen genandt vann dem Schalsehe ann beht ann de Karpenbecke
vnd ann dat Dutzower grote mohr, welck sick sambt dem acker, dat
olde veldt genandt, beht ann den Schulfferberch, diße ortt holtes
ist gehorig van oldinges heer ie vnd allewege tho dem huße vnde gude
Dutzow, an hartt vnd weick holtt, eickenn vnd böecken, ann mast vnd
alles, nichtes hiruan buten bescheeden, in diesem ortte, glickfals
den Gaderwinckel genandt vnd de grote Steinhorst beht ann de grote
Wendemarcke vnd denn gantzen ortt holtes beht ann Lutken Turaw,
sambt dem ortt holtes, de Hostmole genandt, vnd de andern ohrtt
holtes, so ann de Gollenseher host anstött, vnd wedderumb hinder
Lutken Durow nah dem grotenn dieck wertt behtt na dem Weitendorper
ruhm wertt beht ann die landscheide; ock alle acker, de Grote vnd
Lutke Wendemarcke genandt, vnd de Kanell, ock sunst alle ander
acker, bewoßenn vnd vnbewoßen, ock de beidenn grotenn mohren vnd
wische, so twuschenn dem Schal-
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sehe vnd Goldensehe belegen, gantz auer her ock vp der anderen
siedenn dem Goldensehe, welck men de Stodante hett, de an datt
Goldenseher feldt, dat Horen genand, schutt, vnd datt gantze grote
Heidtmohr by dem Kalpiener sehe beht an dat Dechower feldt, ock de
ardrige gehetenn, by der Sagekuhlen, beht ann denn Ellerkamp,
glickfals de wische vnd mohr, so by Knese ann denn fulße vnd vp der
anderen siedenn bi dem Pefferwalde sunt: in summa
alles, watt in dieser vorbenohmedenn scheide begrepen ist, idt iß
hier alse vörberört inne benömet edder vnbenömet, watt vör holt hart
vnd weick, mit mast vnd iacht, klein vnde groet, wildt, acker,
wische, raden vnd rumen, na ehrem eigen nohtt vnd gefallen, tho des
gudes beste, acker, heide vnd weide, nichtes daruan butenn
bescheidenn, id sy klein edder grott, schall alls widder dießen
kegenwertigenn LUTZOWEN vnd eren eruen syhn vnd bliuen, aldewile
welcke vann ehrem geschlechte im leuende sindt vnd denn LUTZOWENN
nahmen hebben: also verlehne wy dießen hierinne vorbenomedenn
LUTZOWENN vnd ehren eruen vann kindeskinderen ewichligh diese
beidenn gueder hieruor benomett, alse datt hueß tho Dutzow sambt dem
dorpe vnd seinem thobehöer vnd den grotenn hoff tho Groten Durow vnd
datt dorpe Lutke Durow, sambt siner thobehorigenn gerechtigkeitt
arfflick vnd eigendöhmlick, vann eruen tho eruen tho sitten vnd tho
gebrucken vor iedermenniglich, id sy heer edder knecht, geistlickes
edder weldtlickes standes, tho einem rechtenn arfflehne, mit richte
vnd rechte, hohes vnd siedes gerichte, halß vnd handt vnd aller
anderen priuilegien vnd gerechtigkeit, so duet hueß vnd guet vann
oldinges behtt vp diesenn dach gehadt vnd genaten, diese hiervor
benomede stucke deßuluen ock henforder tho geneten vnd tho gebrucken
hebben ehres bestenn vordels, alse se konnen vnd mogen, ahne
iennigerley verhindering, also datt se vann dem gude vnd inkumpst
dat hueß
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holdenn scholen, vnd scholen vns vnd vnsen eruen truwe mans daruann
wesen, dewile vns vnd vnsen aruen vnd herschop an dißem huse vnd
gude der Sassischen vnd Meckelbörgischen landgrentze haluen thom
hogestenn ist angelegen, darup de inhebbere gude achtinge tho hebben
erhren löften eden nah, alß einem truwenn lehnman eigenett; dar idt
sick auerst tho droge, dar gott der almechtig wol gnedig vor sien,
datt krieg efte orloge wurde twuschen vns edder vnsen eruenn, vp
eine siede, vnd vnsenn frunden vnd veddern den van Meckelborch, vp
der anderen sieden, so schall idt doch staen tho dißenn
kegenwerdigen LUTZOWEN vnd erenn eruen, so dat hueß vnd guet tho der
tydt bewahnen, offt se vns mitt dem huse vnd gude Dutzow wedder de
vann Meckelnborch dehnen willen, doch vp vnß edder vnser eruen
vncostinge, so darauf gahn wurde, so wille wy vnd vnse eruen den
LUTZOWEN alle ehres geledenen schaden bewießlicken, so se derwegen
ann ehrem hueß edder guede de tiedt auer der krige edder sonst
geleden hatten, schall ehme sone bewißlick schade van vns edder
vnsen eruen genochsamb erlecht vnd bethalet werden; Wehre idt auerst
sacke, datt se vns vp de van Meckelnborch ehrer ander gueder vnd
lehn haluen, so se vnder dehnen van Mecklenborch hadden, mit dem
huse vnd ehrem eigenn liue nicht dehnen konden edder mosten, so
scholen de vorbenomeden LUTZOWEN, de tho der tidt vp dem huse
wahnende seindtt, datt hueß vnd guet Dutzow auerantworden einem
ehrer frunde, dehme wy vnd se datt hues vortrowen, vnd deme datt
hueß vortruwett vnd auerandwordet wehrtt, scholenn dat beidersidt
vorwiesen, alß idt vnsen mannen vnd ridderschop vnd vnser
beidersidts frunden duncket redelich tho wesen, datt wy vnd denne
dat hueß vnd guet tho Dutzow, wenn datt orlage sont ist, denn
vorbenomeden LUTZOWEN wedder so auerandtworten mit allenn dingen vnd
thobehoringen, alß idt dem inhebber auerantwordet
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ist worden, ahne iennigerley schaden, vnd binnen dem orlage schole
wy edder vnse erueu de LUTZOWEN wenn so lange mit anderen fredegude
weder legen bett datt orlage sont ist, scholenn se vns licke van dem
gude vnsen geborlicken roßdenft vnd plicht daruann dohn, alse twe
wolgerustede perde. Hierbauenn so dar iemandts wehre, wehr he ock
wesenn konde, hohes edder siedes standes, geistlick edder weldlick,
alse thom dele vorbenohmet ist, de dusse itzigenn hirine benomede
LUTZOWEN vnd ehrenn aruenn dießes huses vnd gudes an ehrenn grentzen
vnd schedenn, holtingenn, hartt vnd weick, fischerien, acker, ann
wischen edder weiden, ann möhren, dicken edder sehe, ann möhlen vnd
ann tollen, edder wo idt ienniger mate konde genömet werden vnd vann
oldinges edder nilick dartho wehre gekamen vnd vorlehnt; dar ehme
dermaten iennige insperrung edder genahmen wurde, dat scholenn se
keinesweges vorschwigen, sonder an vns vnd vnsen eruenn sones ahne
vortoch gelangen laten, wille wy vnd vnse eruenn ehme des vor einem
iederenn wehrende wesen vnd wedder tho erenn handenn auerandtworden,
ohne allenn ehrenn schaden, darmit vnse lehngueder billich
vnuorschweckt mogenn bliuen, vnd schall ock vnß suluenn edder vnsen
eruen sones dohn latenn edder anderen luden tho dohnde verhengen,
idt wehre ock dorch wat orsaeke idt sin konde edder möchte, sonder
wy vnd vnse eruen scholenn vnd willen se vordedingen alle ehres
rechten vor iedermenniglich, de vor recht kamen, rechtt geuenn vnd
nehmen scholen vnd willen. Datt diese dinge hieruorbenomet stede
vnde vaste vann vnß vnd alle vnsen eruen scholenn geholden werden,
deß hebbe wy BERENDT van gottes gnadenn hertogh tho Sassen, Engern
vnd Westphalen etc. des hilligen romischenn rickes ertzmarschalck
etc. vnse furstliche vnd angeheftete insegell vor diesenn nie
gegeuen lehnbreff hengen heten vnd mit vnser wittschop dauoar
drucken laten, vnd ist geschreuenn vnd ge-
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guen vp nsem huse thor Lawenborch nach gottes gebohrtt alß men
schreff dusendt vnd veerhundertt vnd im veer vnd druttigsten iahre,
am dage Philippi vnd Jacobi. Hirby sundt midt, an vnd auer gewesen
de erbare ridder vnd knechte: her ÖLRICK SCHACKE vnde VICKE VAN
RITZEROW vnd WEDDEWE VAN STULLE vnd EMERICKS vnse secretarius.
Concordare hanc prasesentem copiam cum
obsignato vero originali a verbo ad verbum habita fideli collatione
Ego Joannes Blomenbergh, Sacrae Caesareae maiestatis auctoritate
Notarius Publicus in fidem Testor.
____________________
ANLAGE II.
Zu wißen, Nachdem eine lange geraume Zeitt hero streitt vndt
Irrungen zwischen den beiden Fürstl. heusern Mecklenburgh vndt
Sachsen, wegen der Landtgrentzen bey Dutzow vndt Turow geschwebet,
daß dieselbe mittelst Gottlicher Verleihung vndt auff gnedige
Verordnungh der Durchleuchtigen vndt Hochgebornen Fursten vndt hern,
hern ADOLPH FRIEDRICHEN hertzogen zue Mecklenburgk, Fürsten zue
Wenden, Graffen zue Schwerin, der Lande Rostogk vnd Stargardt hern,
auch hern AUGUSTI, hertzogen zue Sachsen Engern vndt Westphalen
durch J. J. F.F. ggdd. datzue insonderheitt Deputirte vndt
Abgesandte Räthe, heut dato in guete, Jedoch auff
vorhochgedachte J. J. ff. ggdd.
gnedige ratification componiret, hin: vndt beygeleget,
auff maße vndt gestalt wie folgett,
Erstlich soll hinfuhro nuhn vndt zu ewigen Zeitten, das haus Dutzow
dem hause Mecklenburgk, vndt doentkegen daß hauß Turow dem hause
Sachsen mit allen ihren grentzen vndt scheidungen,
Landes-Furstlicher superioritaet, hoch-Oberherligk:
vndt gerechtigkeiten, Regalien, Ober-Jurisdiction,
Roß: vndt Mandiensten, Reichs- Creiß- Land- vndt andern
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stewern vndt Contributionibus nebenst allen zue einem
Jeden gehörigen gebewde, dorffern, höfen, hueffen, Eckern, Wiesen,
weiden, Wäßern, Seen, Fischereyn, Muhlen, holtzungen, Jagten vndt
allen andern zuebehörungen, nichts ausgeschloßen, wie solches alles
hiebeuohr hinc inde, theilß fur Mecklenburgisch, theilß fur
Sächsisch durch vnterschiedtliche Grentzungen angezogen, theilß auch
fur unstreitig Mecklenburgisch oder Sächsisch geachtet vndt
gehalten, vndt von den LUTZOWEN vndt deroselben vorEltern biß
anietzo zue solchen hoffen Dutzow vndt Turow beseßen, genoßen vndt
gebraucht worden, erb- vndt eigenthumblich, Jedoch Ihrer Lehnleuten
daran habenden gerechtigkeitt ausbescheiden, verbleiben, also, daß
die hertzogen zue Mecklenburgk mit Dutzow, vndt die hertzogen zue
Sachsen mit Turow, vndt eines Jeden obgedachten zuegehorungen alß
Domini directi vndt Lehens: vndt Landes Fursten, ohn
einige deß einen oder andern theilß behinderung, vermueg der
gemeinen vndt Lehn-Rechten gebaren vndt verfahren muegen vndt damit
alleß so weit mueglich auß dem gemenge gebracht, vndt ein Jegliche
herrschafft vndt deroselben Lehnleute, So vielmehr daß Ihrige in
fried vndt Ruhe ohn fernern streitt vndt irrung zuegenießen haben
muegen, So soll eine richtige Landtgrentze gemacht werden, vndt
nuhmer daß gantze dorff Lutken Turow (in welchem daß guth Dutzow
zween huefner vndt vier Cosatten hatt, darunter aber einer
vnbesetzet ist) nach Turow gehören, die Landeß Fürstl. hocheit vndt
superioritet aber bey dem hause Sachsen verbleiben,
Imgleichen sollen die beiden bawren zue Lutken-Salitz vndt halb
Roggendorff nach Turow verbleiben, doch wirtt dem hause Mecklenburgk
die Landes Fürstl. hocheit vndt superiorität daruber
ebenmeßig vorbehalten,
Vndt weill wegen des guths Turow, HARTWIG LUTZOWEN haußfrow an
obberurten zwen Salitzer, vndt ASZMUS LUTZOW
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an die Turowsche bawren in Roggendorff ihrer schuldtforderungen
halber gerichtlich verwiesen, Soll eß bey solcher immission
verbleiben, Eß wehre dann das der ietziger oder kunfftiger
Possessor deß guths Turow, den Pfandtschillingh, So die
immissi daranne haben, wieder erlegete, welches ihme dann
frey stehen soll, doch mit dieser condition, daß es
mit den holtzungen in dem stande, wie es ietzo ist, verbleibe, vnd
immittelst nichts verödet werde, Alß aber wegen deß Schall vndt
Goldensehes (welcher Goldensehe zum halben theil nacher Niendorff
gehörigh) wie auch eines antheil Kirchen Lehens zue Roggendorff, vnd
dann deß Pastorn zue Mustin hebungen, aus Dutzow,
großen vndt Lutken Turow keine theilung fueglich getroffen werden
konne, Ist beliebet, daß solches alleß in dem jetzigen Stande
gelaßen werden soll, Eß wehre dann Sache, daß kunfftiglich die
Interessenten des Goldensehes halben im gemenge lenger zue
sitzen bedencken truegen:
Anlangend die landgrentze, ist die vor diesem besichtiget vndt
richtig gemacht, Alß das dieselbe hinfuhro vndt in
perpetuum dieses Orts bey Dutzow vndt Turow vor eine
bestendige Rechte vndt wahrhafftige Landtgrentze zwischen
Mecklenburgk vndt Sachsen, vndt deroselben Lehnleute zue Dutzow vndt
Turow auff Jehner seiten nach Sachsenwerths vnd der Dutzower Muhlen
vndt Muhlenbrucken anfenglich von dem Schall Sehe an, beim
Kitlitzer- hernacher Goldenseher felde; Vorlengst dem harten lande
vndt Sadigem Acker biß an dem Goldensehe, weiter auff Jenne seite
deß Goldensehes, der zwischen Dutzow vndt Turow biß an ietzo
gewesener richtigen vndt vnstreitigen feldtscheiden nach, biß an daß
Roggendorffer seldt, von dannen, zwischen demselben vndt dem lutken
Turower felde entlängst, biß an daß Breserfeldt,
vndt dann entlich an die Weittendorffer Feldt Marcke vndt Roggeliner
scheide solle gehalten vndt fordersambst nach der Erndte vff den
tagk
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Aedigij wirt sein der 1. Septembris, mitt bestendigem Mahlzeichen
gezeichnet werden, Womit dann alle vorige hinc inde dieses orts
getzogene Grentze vndt dahero entstandene Irrungen, gentzlich
cassiret, vernichtiget vndt auffgehoben, vndt also alle dasselbige,
was an holzungen, äckern, Wiesen, Weiden vndt allen andern nichts
ausbescheiden, auff Jenne seite naher Sachsen, solcher ietzigen
Landtgrentzen vndt Grentzmahlen belegen, Sächsisch, Waß aber
dieserseits nach Meklenburgk situiret, Mecklenburgisch grundt vndt
boden, ohn Jennigen fernern streitt vndt Contradiciton sein vndt
bleiben soll,
Zue welcher behueff dann alle Original acten oder dofern dieselbe
nicht verhanden, Copeyen, Siegell vndt brieffe auff Dutzow lautend
in die Mecklenburgische, die aber So auff Turow gerichtett, vndt
insonderheilt der Turowschen Creditorn acta in die Sächsische
Cantzley, nach Vollentziehung dieses Vertrages vollenkomblich
geliefert, oder doferne solches nicht geschieht, dieselben vor
nichtig vndt Crafftlohß gehalten, doch also, das wieder die
Semptliche Creditorn ohne Jenigen vnterscheidt vndt ansehen, Ob Sie
Mecklenburgische oder Sächsische sein,
Rechtlicher Ordnung nach, procediret, vndt vorige
Judicata, So ihre
Crafft erreichet, vndt darauff Executiones vndt Immissiones
angeordnet, in gueter auffachtt genommen, vndt ein Jeglicher bey
seinem jure quaesito geschutzet werden solle. Urkundtlich vndt Zue
vester vnuerbruchlicher haltung sein dieses vertrages zwee gleichs
lauts zue pappier gebrachtt vndt von vntenbenanten hern
Meglenburgischen vndt Sächsischen Abgesandten mit ihrem handzeichen
bekrefftiget. Actum Turow, den 20. July
Anno 1625.
Mattius von Bülow
mein Egen handt. |
|
Joh. Oberberg |
H. v. Perkentin
M. ppria. |
Anton Köler
D. m. pp. |
Andreaß Hundt
Ma. ppria. |
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ANLAGE III.
Summarische aussage nachfolgender vnderthanen zu Luttken Turow wegen
richtiger Scheide zwischen dem Furstenthumb Mechlenburg vnd Sachsen
den 21. Novbr. dieses 1616. Jahres zu
Turow vnd Dutzow aufgenommen durch JOACHIMUM GAMMEN Notarium
publ. etc.
1. Die Erste Zeuge heiße HEINRICH TIMME seines alters vngefher bei
60 Jahren vnd habe zu Luttken Turow 40
Jahr gewhonet, sey aus dem Lande zu Sachsen bürdich, Als er nun bei
seinem Christlichen gewissen erinnert, vnd vermannt die Rechte
warheitt zu sagen, was Ihm von der Landtscheiden bewust sei, solches
er dan angelobet vnd gesaget, das ein stein vff dem newen hofe zu
Turow vngefher bei der scheunen liggende befunden wurde, derselbe
war einsmall von HARTICH LUTZOWEN an diesen Itzigen ort gelecht, vnd
dabei erwehnet, das solcher Stein die Rechte scheide zwischen
Mechlenburgck vnd Sachsen wehre, mehr wisse er hieuon nicht zu
sagen.
2. Der Ander Zeuge heiße HEINRICH KLEMCKOW beinah 60
Jahr alt wonete zu Luttcken Turow, daselbst er all vber 40
Jahr gewonet, Saget Als OTTO LUTZOW die scheune vff dem newen hofe
gebawet, habe er den gelben stein vff dem newen hofe zu Turow,
welcher ein scheide stein gewesen vffgenommen vnd vnter die Saele
leggen lassen, welches Ihm domaln erinnert, das selbiger stein ein
scheide stein sein soll, ist er hoch darvmb bemhuet gewesen, vnd
gemelten Stein wieder vnder der Saelen wech genommen vnd in die
Rechte Scheide leggen lassen, da derselbige noch Itzo lieget, vnd
dan das aus dem Roggeliner Landtgraben die Drifft herdurch die
Rechte scheide zwischen Mecklenburgk vnd Sachsen sey, vnd ligt ein
großer stein bei einer Krausen Eiche, darvff etwas
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gehawen, Aber eigentlich nicht wissen konte, was solches were, von
gemelten Stein in den Golder-Sehe, vnd wieder aus dem Sehe in die
Dutzower Mhulenbeck, diß habe vorbenanter von seinem vatern zum
offtern gehorett, das er Also sich in der warheitt erhielte.
3. Der dritte Zeuge heißt HINRICH SCHÖVELER, Saget das er von seinem
vattern gehöret, das die Scheidestein vff dem hofe zu Turow liggen
solte, von welchem Stein die Rechte Scheide durch den Golder Sehe
vnd in die Muhlenbeck vff Dutzow gehe vnd Saget weiter das von des
hofes Scheidestein gehe hinvff zu feldewarts nach den Roggeliner
Landtgraben daselbst ein große scheedestein, dabei eine Krause Eiche
stunde, welches were die Rechte scheede zwischen Mechlenburgk vnd
Sachsen.
4. Der vierte Zeuge heist HENNICK WYSE, seines Alters 40
Jahr, habe zu Luttken Turow woll 20 Jahr gewonet,
Saget von einen Stein, welcher vff den newenHofe zu Turow ligge, das
HARTICH LÜTZOW ihnen stets heTte befholen, das wan sie gemistet,
habe ihnen erinnert vnd befholen, sie solten den Stein vff der
Stetten liggen lassen, der Stein were die Rechte scheide zwischen
Mechlenburg vnd Sachsen, vnd ginge schnor Recht vff Dutzow durch
die Alte Kuchen, vnd stunde eine große Eiche bei dem stein zu Turow
vff dem hofe, welche man zu Dutzow vff dem hause sehen konte.
5. Der Fünffte Zeuge heist HARTICH BENECKE seines alters von 30
Jahren, sey zu Luttcken Turow erzogen vnd gebhoren, vnd wonete Itzo
daselbst, Sagete er hatt von seinem vattern gehöret, das ein Stein
vff dem hofe zu Turow liggen solte, derselbe were einsmall von der
Steete weckgenommen, weil es Aber ein scheidestein sein solte, were
er da wieder hingebracht, vnd ginge die scheide recht durch den
Goldersehe nach Dutzow durch die Mhulenbeck, von gemelten Stein auch
hinauff zu
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veldewarts nach dem Roggelinschen Landtgraben, solches where die
Rechte Scheide zwischen Mechlenburgs und Sachsen vnd were dauor
gehalten Als beide höfe von den Alten Junckern sein bewhonet worden.
6. Der Sechste Zeuge heist HINRICH KAUEN seines alters 30
Jahr wonete zu Luttcken Turow daselbst erzogen vnd geboren, Saget
das ein gelber stein ligge vff dem hofe zu Turow, welcher HARTICH
LUTZOW einsmall vnter der scheunen Sahlen hatte legen lassen, Als er
aber erinnert, das es ein scheide stein wehre, hatt er denselben
wieder weck nemmen vnd an den vorigen ortt bringen lassen, von
demselben Stein gehe die Rechte scheide durch den Golder Sehe in die
Mhulenbecke, vnd also durch die Dutzower Kuchen, Es gehe auch von
gemelten Stein zu felde wartts, die scheide vff einen großen Stein,
darvff stunde ein waffen, vnd gehe weiters nach der Roggeliner
landtgraben hinauff.
7. Der Siebende Zeuge heist HEINRICH SCHMIDT, seines alters 60
Jahr, wonete zu Luttcken Turow, alda erzogen vnd gebhoren, Sagete
weill er vff erden where gangen, das die Rechte Scheide von den
Roggeliner Landtgraben vff eine Krause Eiche, dabei ein großer stein
ligget, were gewesen, vnd von dannen vff den Newen hoff zu Turow,
darvff an der scheunen eine große Eiche vnd ein gelber stein vnd
also durch den Golder Sehe in die Dutzower Mhulenbecke, an die
Dutzower brugcke, dauon an der seiten nach Dutzow ein schlagboem
gestanden vnd also fur dem Schallsehe durch die Alte Kuche vff dem
Dutzower hause vnd ferner verlengst dem Schallsehe hergehet,
Berichtet daneben das Ihm Hertzogck FRANS von Sachsen zwei tage vnd
zwei nacht vff seinem hause Ratzeburgk fur vier Jahren gefangen
gehabt aus diesen
vrsachen, das er I. f. g. mher Landes, als dicht fur Roggendorff
fürvber zu sagen solle, das alda die Rechte scheide her-
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ginge, Solches aber nicht thuen konnen, weill ihm davon nichtes
bewust, was er aber Itzo deponiret wolle er stetes
mitt seinem Christlichen gewissen bestehen, als auch hertzogck FRANS
von Sachsen für etzlichen Jahren die Scheede durch den Kneser wallt,
welcher doch den hern von Mecklenburgk vnstreittich zugehoret,
gezogen, hatt er alda einen stein gefunden, daruff ein Krones fueß
vnd der LUTZOWEN waffen gehowen vnd hette solches diese meininge,
das einer mitt nahmen LUDER LUTZOW zu Dutzow Erbgesessen der hern
von Mechlenburg Hauptman zu Gadebusch HEINRICH VOGT erschossen,
davmb das er den Kneser walt sich zueigenen wolle, aber die hern von
Mechlenburg noch Itzo in possess haben, vnd gehörete
in das Ampt Rhena, der berurte LUTZOW domaln den hern von
Mechlenburgck fur sothane
gewaltsambthatt Einen scheffel voller Thaler geben mussen
Silentium impositum.
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ANLAGE IV.
Vorzeichnus auff Meyn gekaufftes Guth Thurow vnd waß Mein Gnediger
furst vnd Herr, Hertzogk ADOLPHFF FRIEDERICH, furst zu Meckellnburg
in das gutt Eingesetz vndtt Abgesetz halt, fur vnstreitig
Meckellnburgs Lehen vnd waß ich daraufs Bezahltt habe im lande zu
Meckelnburgk.
Erstlich der Rittersitz Thurow, der Newen hoff genantt.
Fürs Ander, Sieben Bawren im Dorpff Littke Thurow.
Furs Dritte der helffte Kirchdorpff Roggendorpff, darinne ein
Meyrhoff mitt samplt Sieben Bawren, vndtt Jus patro-
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natus der Kircken dasselbst mit darzu angehörigen
holtzungen vndtt Andere freiheit und gerechtigkeitt.
Furs vierte zwey voll höffuener zu Luttke Salidtz.
Furs feunfflte In die Holtzung Habichhorst genannt mein antheill So
viell daran, alß zu Dutzow.
Furs Sechste ein höffnener zu Mallin, hartt fur Gadebusch liggende
Jedoch daß hauß abgebrant ehe ich zu Thurow kom.
Furs Siebende Ein Kossatte zu Radegast.
Dieser furgeschrieben Rittersitz, mitt ßamptt auch furgeschriebene
Dorpffer so weitt ahn Thuro gehörig mitt all ihre pertinentijs
vnd gerechtigkeitte bin Ich von Meynen gnedigen Fursten vnd herrn
Hertzogk ADOLPHFF FRIEDERICH Eingesett vnd angewießett fur
vnstreitig Meckellnburgischen Lehen, vnd ein halb Roßdienste.
Einspenniger gelltt, vnd andere furstliche gerechtigkeitt ist zum
furstlichen hauß in Meckellnburgk gangen ßo woll fur Meine Zeitt alß
in Meiner Zeitt, vnd Ich habe gehorssamlich auff disse Benantte
Gütter Mein halb Kauff gelder Nemblich vber ein vnd zwantzich
Thausent gulden in s. g. Cantzelley zu Schwerin deponiret
laut ßeiner s. g. quittung.
Noch habe ich in ßeiner s. g. Cantzelley deponiret
feunff hundertt feunff vnd viertzich Reichsthalern in specie
zu HANS NEGENDANK welche Sollen Mihr von dem Andern Sum lesten
termins abgekurtzett werden lautt furstlich Befehll vnd Quittung.
Noch hab ich HARTICH LUTZOWEN haußfraw ein Thaussent gulden erlegtt
fur Vihe vnd fahrender habe.
Noch ist WIPRECHTT LUTZOW Befreidiget wegen seines patrimonii
in Meyne Sechs Bawren zu Roggendorpff fur zwey
tausentt Neunhundertt drey vnd dreizich gulden minus 3 (Foto)
welche mihr sollen von der lesten Summa kauffgelder
defalciret werden laut ßeiner s. g. Befehll.
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Noch HARTICH LUTZOWEN haußfraw beftidigett in Meyne zwey höffuener
zu Lutke Salitz fur anderthalb thaussent gulden.
VOLRATT LUTZOW zu Vitz ist Befriedigett in Ein Mein höffnener zu
Mallin vnd ein Cassaten zu Radegast fur ein
thausentt gulden.
Noch der Kirch zu Möllen Befriedigett Nach s. g. Befehll von Mein
Vihe vnd fahrender habe drey hundert gulden.
Noch HANSZ KAWEN zu gadebusch Bezahltt sein schreib geltt vnd gebühr
fur Kauff verschreibung zu verfertigen wegen
HARTICH LUTZOWEN zwölff Reichsthaler in specie lautt
ßeiner obligation.
Noch ein Portugalösser habe ich Meine liebe haußfraw gethan, welcher
ßie dem Registratori Hinrico Langermann hat
vberanttwortett ins furstliche Cantzelley zu Schwerin zu
deponiren fur die LUTZOWISCHE Creditorn, wegen
zwölff thaussentt gulden, ehe ich die furstlich Quittung bekommen
konne.
Diß furgeschriebne daß ich in furstlich g. Cantzelley zu Schwerin
habe erlegtt auff meine Meckelnburges Gutter im reiden gelder, auch
daß meine gutter ßein fur vorpfandett, Belaufftt ßichs Sieben vndt
Zwantzich Thaussentt gulden, Sieben hundertt, drey vnd dreyzich
gulden.
Item feunffhundertt Sieben vnd feunffzich reichs
Thaler in specie vndt Ein Portugalöser.
Ebbe Andreaß
VON GALTT m. pp.
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ANLAGE V.
Vorzeicheniß waß vor gutter zu den hoff turouw
belegen vndt von alterß hero vor vnstreitig Meckelnburgiß gewesen
vnd vnter daß Ambt gadebuß belegen - - - -
Erstlich den Rittersitz Turouw nehmlichen den Neyenhoff genandt, vor
daß ander daß Dörpff luttken Turouw, vor daß dritte daß Kirchdorpff
Roggendorpff zu sampt den Meyerhoff vnd dessen Zubehör nehmlichen
holtzungen vnd anderß so darzu belegen ist - - - vor daß
4. zwei
plogdienste zu luttken Salitz mitt turouwer antheil in dye holtzung
Habekorst - - - vor daß 5. Eine Kassate zu Radegast - - - vor daß
6.
ein höuener zu Mallin seine gerechtigkeit sich dichte vor gadebuß
Erstreckedt aber zu turouw belegen, Dieser vorgeschriebener hoff
sampt darzu behorigen Erben vnd Kassaten haben ihr Roßdienst,
Einspennergelltt vnd ander pflichten nach dem furstlichen hause
Mecklenburgs gethan
- - - vor daß 7. so haben auch dye fursten von Meckelenburgk in oben
benante gutter vndt hoff inmitierett, aufgesedtzedt vndt wieder
abholen lassen: so woll auch abgesedtzedt.
waß aber turouw den Altenhoff genandt, so ist der hoff mit ihr
halber Roßdienst nach dem furstlichen hause sasen gegahn
vnbehindert von den furstlichen hause Meckelenburgk.
Hiernach folgett waß von Mein gekaufftes Gutt fur unstreitig
Sachsische Lehen ist gehalten worden ehe vnd ßieber Ich daß gutt
gekaufftt habe, vnd Furstlichen gnaden im landtt Meckellnburg ßich
nichtt mitt Bewehrett hatt, entweder auffzußetzen oder abzußetzen
vnd ßich daran kein gerechtigkeitt hatt angemassen. Auch waß Mihr
von die HARTICH LUTZOWEN Sachsischen Creditorn ßey
genohmen worden, auch anders ßo sie mihr von Rechts wegen im
erlegung der Rest lesten termins Kauffgelder zu
quitiren Schuldich ßein.
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Erstlich zu Thurow der alten Hoff genannt mitt ihr
pertinentijs auff welchen hoff die Sachsische HARTICH
LUTZOWEN Creditorn, Meyn Korn haben Außdreschen vndtt
wechk fuhren lassen, Vnd ist Anno 1616 zum alten hoff
zwölff Drömbtt Roggen geseyett vnd Nach der Saett zu rechnen, feunff
schepffel auff einen, Belaufft ßichs Sieben last, Sechs Drömbtt,
Sechs schepfell.
It. Neun Drömbtt Gersten, Nach der Saett zu rechnen,
feunff schepffell auff ein, Belaufftt sichs feunff last vnd feunff
Drömbtt.
It. Drey Drömbtt Erbssen, Nach der Saett zu rechnen
auff ein Schepfell feunff, thutt funffzehen Drömbtt.
It. Feunff Drömbtt habern, Nach der Saett zu rechnen,
feunff schepfell auff einen, thutt feunff vndt zwantzich Drömbtt.
Vnd hatt im Selbigen Iahr ein Schepfell Roggen golten Achtzehen
schilling, Ein schepffel gersten Siebenzehen schilling, Ein
schepfell Erbßen ein Marck, Ein schepffell habern zwölff schilling.
It. Sieben last Roggen vnd Siebentt halb Drömbtt vnd
fur den schepfell achtzehen schilling thutt feunff hundertt, achtt
vndtt feunffzich gulden vnd achtt schilling.
It. feunff Last gersten vnd feunff Drömbtt, der
schepfell Siebenzehen schilling, thutt drey hundertt, ein vnd
achtzich gulden, zwölff schilling.
Item Feunffzehen Drömbtt Erbßen, vndtt der schepfell
zwantzich schilling, thutt Andertt halb hundertt gulden.
Item Veunff vndt zwantzich Drömbtt habern vnd der
schepfell zwölff schilling, thutt andertt halb hundertt gulden.
Summa diß furgeschriebene Korn thutt sichs zußammen, zwölff
hundertt Neun vnd dreizich gulden vnd zwantzich schilling.
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Anno 1616 Seind mihr von die Sachsische LUTZOWISCHE
Creditorn volmechtiger auff frey herrstrassen vier vndtt
funffzich hamelen genohmen worden, so ich Nach Lubeck verkauftt
hette, daß stuck fur vier Marck, Ist hundertt vier vnd viertzich
gulden.
Anno 1621 den 7. December ßein die
Sachsische HARTICH LUTZOWEN Creditores in dem Newen
hoff Thurow mit samptt dem Dorpff Lutken Thurow durch die beambten
zu Ratzeburg eingewiessen worden, da ich auff mein kranch Bett lag,
vnd haben Meyn schüne strachs zugeschlossen vnd war zur selbige
zeitt mein darinne eingeerdente Korn So ich damals zu Thurow
geseyett, zehen Drömbtt Roggen, Nach der Saett zu rechnen auff ein
schepfell feunff Thutt Sechs Last vnd zwey Drömbtt, darvon Hab ich
Bekommen in Meiner haußhaltung 13 Drömbtt vndtt feunff
schepfell, vnd Sechstbalb Drömbtt zu Seyen, So Bleibtt darnach drey
last, Sieben Drömbtt vnd ein schepfell, thutt vierhundertt vnd
zwantzich gulden, vndtt funffzehen schilling, welches ich habe
außdreschen lassen ehe vnd bevohr ßie ßein Immitiret
worden vnd Kostett
der schepfell zu Lawenburg Sieben vndt zwantzich schilling.
Gersten achte Drömbtt, Nach der Saett zu Rechnen auff ein Schepfell
feunff, thutt feunff last vndtt kostett der schepffell achtzehen
schilling, thutt drey hundertt vndt Sechtzich gulden.
Erbsen Drey Drömbtt Nach der Saett zu rechnen auff ein schepffell
feunff thutt funffzehen Drömbtt vnd kostett der schepfell einen
gulden thutt hundertt vnd achtzich gulden.
Habern, Sieben Drömbtt, Nach der Saett zu rechnen auff ein schepfell
feunff, thutt vier last vnd drey Drömbtt vnd kostett der schepfell
zwölff schilling, thutt zwey hundertt vndtt zehen gulden.
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Item So haben die Sachsischen HARTICH LUTZOWEN
Creditorn sieder Anno 1621 den 7.
Decembris Meyn gantz gutt Grossen Thurow, so woll der Meckellnburgs
alß Sachsisch hoff vnd auch Mein Dorff Littke Thurow eingehatt vnd
Noch Inne haben, mitt Saett, weide, fiskerey, Schepfferey, pachtt,
holtzung, mitt all andern herligkeitten vndtt abnuttzungen dasselbe
verwustet vndtt damit Schat
ten vnd waltett, daß Gott erbarmen mach:
welchs ich erachte, wan Christlich Obrigkeitt im augenschein Nehme
vnd rechtt Moderirte, Solte weitt vber drey taussenntt gulden
lauffen.
Item Dreyzehen hundertt Reichsthaller in specie,
fur welche VLRICH WACKERBARTT alß selbst schuldige Burgen gelobett,
samptt zehen Jahren hinterstelligen Zinsen, Belaufft sich zusammen
zwey thaussentt vnd achtzig reichs thalern in specie,
Ist zu Gulden gerechnett, vier thaussentt, hundert vnd Sechtzig
gulden.
Ebbe Andreaß
VON GALTT m. pp.
____________________
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