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Wohl wenig bekannt ist das Vorhandensein der
lauenburgischen Veteranensektion in Ratzeburg. Der Etat der
preußischen Arme [sic!] enthält
bei diesem Titel die Angabe, daß die Angehörigen im Aussterben
begriffen sind und daß eine Aufbesserung der Gebührnisse, die dort
für zwei Sergeanten und einen Unteroffizier eingestellt sind, nicht
eintreten wird. Die lauenburgische Veteranensektion ist aus
Unteroffizieren und Spielleuten des dänischen lauenburgischen
Infanterie-Bataillons Nr. 14 gebildet, die nach dem
schleswig-holsteinischen Kriege 1864 aus dänischen
Diensten ausscheiden mußten. Durch königliche Kabinettsorder vom
26. September 1865 wurde die Errichtung der
Veteranensektion in Ratzeburg genehmigt. Die Order bestimmte, daß
die Unteroffiziere und Spielleute des lauenburgischen
Infanterie-Bataillons,
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die infolge des Friedenstraktates aus dänischen Diensten
ausgeschieden sind, unbeschadet ihrer Verwendung in preußischen
Diensten in Ratzeburg eine Veteranensektion bilden sollten. Für die
Vereidigung, Disziplin und Jurisdiktion sollten die Bestimmungen der
preußischen Armee gelten. Als Uniform sollten die Angehörigen der
Sektion die der Landwehr-Infanterie des dritten Armeekorps, jedoch
ohne Achselnummern, sowie ein Seitengewehr tragen. (Später bei
Errichtung des neunten Armeekorps erhielt die Sektion die
Landwehruniform dieses Armeekorps.) Bis zur Regelung der
Verhältnisse des Herzogtums Lauenburg wurden die Mittel zur
Unterhaltung der Sektion aus den Einkünften des Herzogtum bestritten
und nur vorschußweise von der preußischen Heeresverwaltung
bestritten. Die Angehörigen der Veteranenssektion sind jetzt dem
Bezirkskommando Lübeck unterstellt. Sie erhalten von dort ihre
Gebührnisse. Wenn sie Ratzburg verlassen wollen, müssen sie sich vom
Bezirkskommando einen Urlaubspaß ausstellen lassen, auch müssen sie
sich, wie jeder andere Soldat, in anderen Orten vorschriftsmäßig
anmelden. Bei ihrer Errichtung zählte die Sektion 19
Veteranen, heute ist ihre Zahl auf drei zusammengeschmolzen. In den
früheren Jahren bildeten die Mitglieder der Veteranensektion, die
als Spielleute in dänischen Diensten gestanden hatten, eine
Musikkapelle, die in Ratzeburg und Umgegend bei festlichen
Gelegenheiten mitzuwirken pflegte.
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