Jahresband 1897
Archiv des Vereins für die
Geschichte des Herzogthums Lauenburg
MISCELLEN.
† Jacob Ritter v. Falke.
[N. N.]
Am 8. Juni verschied im
Quarnerobad Lovrana bei Abbazia Jacob Ritter v. Falke, Ehrenmitglied
unseres Geschichtsvereins, einer der hervorragendsten und wohl der
populärste der deutschen Kultur- und Kunsthistoriker, der zuerst an
der Seite und dann als Nachfolger Eitelbergers in der Leitung des
österreichischen Museums für Kunst und Industrie eine fruchtbare und
segensreiche Wirkung auf das österreichische Kunstgewerbe und auf
die Entwicklung des Geschmacks in allen deutschen Landen ausgeübt
hat, - auf dem von ihm gepflegten Gebiet, ein wahrer Magister
Germaniae. Am 21. Juni 1825 in der lauenburgischen Inselstadt
Ratzeburg geboren, besuchte er die Domschule seiner Vaterstadt und
absolvirte die philosophischen Studien in Erlangen und Göttingen.
Nach kurzer Lehrthätigkeit am protestantischen Gymnasium zu
Hildesheim, wurde er Erzieher im Hause des Prinzen Solms-Braunfels
in Düsseldorf, wo er im Verkehr mit Künstlern jene Anregung empfing,
die er später so fruchtbar verwerthete. Im Jahre 1855 wurde er als
Konservator der Kunstsammlungen an das Germanische Museum in
Nürnberg berufen, wo er seinen Ruf als Kulturhistoriker mit dem
Werke „Die deutsche Trachten- und Modewelt“ begründete und gemeinsam
mit seinem Bruder Johannes Friedrich Gottlieb Falke 1) die
„Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte“ herausgab. Im Jahre
1858
erhielt er einen Ruf zur Leitung der fürstlich Liechtenstein’schen
Bibliothek und Galerie in Wien und Eisgrub. Eine werthvolle Frucht
seines Wirkens in dieser Stelle ist seine dreibändige Geschichte
dieses Hauses. Als Eitelberger das österreichische Museum für Kunst
und Industrie begründete, fand er in Falke, der ihm 1897/05 - 01 - 77 als Custos zur Seite stand, einen ebenso
fachkundigen wie unermüdlichen Mitarbeiter. Nach dem im Jahre 1885
erfolgten Tode Eitelbergers wurde er, inzwischen zum Hofrath und
Vicedirector ernannt, als Director an die Spitze dieses Instituts
berufen, das, aus den bescheidensten Anfängen entstanden, durch das
Zusammenwirken dieser beiden Männer sich rasch zu seiner führenden
Bedeutung auf kunstgewerblichem Gebiet emporarbeitete. Nach
zehnjähriger selbstständiger Leitung des Museums trat er 1895, da er
sich der erdrückenden Arbeitslast seines Amtes wegen seines
kränklichen Zustandes nicht mehr gewachsen fühlte, in den
wohlverdienten Ruhestand, dessen er sich leider nicht lange erfreuen
sollte. 1897/05 - 01 - 78
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