einem an der Ratzeburger
Chaussee bei Mölln (hinter Marienwold) gelegenen Wald, welches im
vorigen Sommer geöffnet wurde, erregte wegen seiner Eigenartigkeit
allgemeines Interesse.
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Der Ziegelbruch enthält ziemlich viele Hünengräber, von denen einige
geöffnet worden zu sein scheinen. Das vorliegende war das größte und
so gut wie intact; es hatte eine senkrechte Höhe von 5 m
und einem Durchmesser von 24 m. Zunächst wurde in
halber Höhe des Hügels ein Durchstich von Osten nach Westen gemacht
und dann in der Mitte ein Schacht von 5 m Durchmesser
bis auf den Untergrund geführt. Die dadurch freigelegte
Steinsetzung, über 2 m hoch mit Erde bedeckt, hatte
die Form eines abgestumpften Kegels, dessen unterer Durchmesser etwa
5 m betrug. Die etwas vertiefte Endfläche oben war
2 m lang und über 1 m breit, die Höhe
belief sich auf 1,50 m. Die Steinsetzung ruhte also
nicht auf dem Grunde des Hügels, sondern auf einer bei der
Errichtung hergestellten Unterlage von aufgeschüttetem Boden. Die
Feldsteine waren größtentheils kopfgroß, viele noch größer. Nur ein
einziger Stein (Feuerstein) zeigte Spuren menschlicher Bearbeitung;
er schien zu einem größeren Keil ausersehen gewesen und dazu z. Th.
schon hergerichtet worden zu sein. Schalensteine fand man nicht. Die
Steinsetzung stand fest, wies aber viele Lücken und Spalten auf,
wodurch man versucht wurde zu glauben, daß man eine Grabkammer oder
Steinkiste vor sich habe, was sich indeß als Täuschung erwies.
Obgleich ein großer Theil der viele Fuder Steine bildenden Setzung
vorsichtig abgeräumt wurde, hat sich doch NICHTS auffinden lassen,
was sich nach der Ansicht Einiger so erklärt, daß eine Verbrennung
und Urnenbeisetzung im vorliegenden Fall nicht stattgehabt habe,
sondern, wie anders wo zuweilen auch, hier eine einfache Bestattung
vorgenommen worden; die Leiche oder die Leichen wären in Baum- oder
Brettersärge gelegt, diese auf die Steinsetzung gestellt und dann
mit Erde bedeckt. Im Laufe der Jahrhunderte oder Jahrtausende wären
aber die Särge mit ihrem Inhalt vermodert, die etwaigen Beigaben an
Bronze etc. vergangen und ihre winzigen Ueberreste in die
Steinspalten gelangt, dort gänzlich vergangen oder bei der
Aufgrabung nicht aufgefunden. Wir
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können dieser Ansicht nicht beipflichten, sind vielmehr der Meinung,
daß der eigentliche Inhalt des Grabes, Urnen mit Asche und Beigaben,
noch unversehrt in der Tiefe liegt und daß die vielen Steine zum
Schutze darauf gelegt worden sind. Die überraschende Menge der
wahrscheinlich von weit her zusammengetragenen Steine läßt darauf
schließen, daß hier ein hervorragender Häuptling beigesetzt worden
ist. Wie sehr man in prähistorischer Zeit darauf bedacht war, die
irdischen Ueberreste hervorragender Verstorbener vor Störung ihrer
Ruhe zu schützen, beweist der Möhnsener Urnenfund (Jahrbuch IV
2, p. 118 f.), wo man die tief ausgehöhlte Grabstätte mit
Eichenstämmen belegte und dann in einen harmlosen Fischteich
verwandelte. Hier legte man eine fast undurchdringliche Schicht von
großen Feldsteinen darauf und machte dann einen Hügel daraus. Aber
in Möhnsen schützte selbst die raffinirte Verbergung der Urnen nicht
vor deren Auffindung und im Ziegelbruch verbot schließlich die
Schwierigkeit des Grabens weitere Arbeiten, wozu noch die Lästigkeit
der Bedingungen kam, unter welchen die Aufgrabung genehmigt war, und
der Kostenpunkt. Wir glauben also, daß sehr wichtige und wertvolle
Funde dort hätten gemacht werden können, wenn die
Aufgrabungsarbeiten nicht hätten eingestellt werden müssen. Es war
nun die Absicht, das Grab offen liegen zu lassen und die Steine
annähernd wieder so hinzusetzen, wie sie aufgedeckt wurden, aber der
Eigenthümer, laubenburgischer Landescommunalverband, verlangte
unerbittlich die Wiederherstellung des früheren Zustands und war
auch nicht dazu zu bewegen, dem Geschichtsverein, der die Aufdeckung
veranlaßte, die Steine zu überlassen, durch deren Verwerthung man in
die Lage gebracht wäre, das Ausgrabungswerk fortzusetzen und zu
vollenden. Zu bedauern ist und bleibt im Interesse der
prähistorischen Wissenschaft das negative Resultat.
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