Schreiben der Herzoginn
Anne Sophie (Gemahlinn des Herzoges Friedrich Ulrich von
Braunschweig) an den Herzog Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg. *)
(Mitgetheilt von Herrn P. Catenhusen in Sandesneben.) Hertzliber
sohn. E. Ld. schreiben habe ich ganz woll empfangen. ich muß
bekennen, daß ich sehr böse gewesen bin das mihr E. Ld. eim
ichtwartzen botten nicht
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*) Friedrich Ulrich, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel,
gewann die Ueberzeugung, daß das Herz seiner Anna Sophia mit der er
seit 1614 verheirathet war, ihm nicht gehöre. Als Bischof Christian
von Halberstadt 1623 den Herzog Julius von Lauenburg bei Nordheim
geschlagen hatte, fand er unter der Beute einen Liebesbrief, den die
Herzogin von Braunschweig an den Besiegten geschrieben hatte.
Christian sandte diesen Brief an seine Mutter Elisabeth, durch
welche er in die Hände ihres regierenden Sohnes Friedrich Ulrich
gelangte. Hiervon in Kenntniß gesetzt, schrieb die Herzogin Anna
Sophia zunächst den betr. Brief an (den Bruder des Herzogs Julius
von Lauenburg) Franz Albrecht von Lauenburg und floh sodann nach
Berlin an den Hof ihres Bruders, des Churfüsten Georg Wilhelm von
Brandenburg. Friedrich Ulrich sagte sich von ihr los, ließ sie aus
dem Kirchengebet ausschließen, verbot die fernere Auszahlung der ihr
angewiesenen Leibgedingszinsen von jährlich 8000 Rthlr. und ließ sie
durch das Consistorium in Wolfenbüttel zum persönlichen Erscheinen
vorladen. Dieses Verfahren wurde indessen vom Kaiser inhibirt und
Friedr. Ulr. sah sich gezwungen, mit Georg Wilhelm in Unterhandlung
zu treten. Seine Forderung, Anna Sophia möge ihre Einwilligung zu
seiner anderweitigen Vermählung geben, wurde zurückgewiesen, ebenso
die Forde-
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von J. H. *) geschrieben haben: aber nun bin ich
wider ein wenig zufriden. Gott lob das es sich mit J. H. so wohl
anlest. Es ist L. Gotte woll höchlich dafür zu danken, das es noch
also geglückt ist, alß ich höre das gewesen sey. Unser here L. Gott
behüte ihne in ferner vor Allem Unglück. Das TESTAMENT anlangendt,
so behüte mich in L. Gott dafür, vnd laße den Tagk nimmermehr
erleben. Ich wollte viel lieber das ich nie gebohren wehre. Ich
begehre ihne woll nicht zu erben. Mitt seinem Leben ist mihr mehr
gedient, als mitt allem so in der Weldt ist. Ich bin E. Ld. meinung
auch das sehr gutt gewesen wehre, wenn schaffskopf **) vndt krumb
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rung, die Sache einem Schiedsgericht zur Entscheidung zu
übergeben. Kaiser Ferdinand II., an den Anna Sophia sich gewandt,
konnte mit seinem Vorschlage, die Sache niederzuschlagen, in
Wolfenbüttel nicht durchdringen. Deshalb ernannte er Ende
1626 den
Churfürsten Johann Georg von Sachsen zu seinem Commissarius, und bat
ihn, beide Theile persönlich vor sich zu fordern. Demgemäß besetzte
dieser im August 1628 unter dem Vorsitz seines Oberhofpredigers
Matthias Hoe ein Gericht, dem auch Brandenburgische und
Wolfenbüttelsche Abgeordnete beiwohnen sollten. Auch hier war die
Ausgleichung noch nicht erfolgt, als nach langem, schmerzlichen
Krankenlager in Folge eines doppelten Schenkelbruches Friedrich
Ulrich am 11. August 1634, 43 Jahre alt, ohne Nachkommen zu
hinterlassen, verstarb. Anna Sophia nahm darauf ihren Wittwensitz in
Scheningen, „eine kluge Frau, welche durch Unterhandlungen mit den
Obersten der verschiedensten Parteien ihre Unterthanen dem Drucke
der Soldatesca zu entziehen und selbst die Universität zu Helmstedt
durch ihr Fürwort kräftig zu schirmen verstand.“ Ihr Tod erfolgte
erst 1659 (s. Havemann, Gesch. der Lande Braunschweig u. Lüneburg,
II. S. 603 ff.) – Franz Albrecht war ein Sohn des Herzogs Franz II.
und geboren 31. Octob. 1598. Er ist es, dem man fälschlich zur Last
gelegt hat, daß er in der Schlacht bei Lützen den König Gustav
Adolph von Schweden meuchlings erschossen habe, eine Anschuldigung,
die zuerst der Historiker Puusendorf erhoben hat, die aber h. z. T.
wohl Niemand mehr glaubt (vergl. v. Kobbe, Gesch. Lauenburgs II.
p.
415 und Vaterländisches Archiv I. p.
271 f.).
*) Julius Heinrich, Bruder des Herzogs Franz Albrecht.
*) Der Herzog Friedrich Ulrich, Gemahl der Herzogin.
*) Die Schwiegermutter der Herzogin.
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(Kruwb ?) vor seinen schenkel hatten mugen den
hals brechen, ich wollte alles drumb geben, so ich in der Weldt
habe, das es geschehen wehre. Gott gebe das es noch geschicht. *)
Denn es ist hoch von nöten vndt hohe Zeit, denn es wirdt hie al zu
dull, mich verlangt das E. Ld. her kommen, damit das sie nur sehen,
denn sie könnens nimmer glauben, Wenn E. Ld. kommen, nehmen sie sich
ia woll in acht. Denn schaffskopf wahret mich so eigentlich, vndt
sollte sie merken, daß wir über kruwb lachten, würde ich mein
Vnglück nicht halb wissen. E. Ld. glauben nicht, Wie hoch das sie
ihnn itzo helt: sie helt ihnn so vor klug, aber er ist doch woll
entschuldiget, er stirbt woll ein narr. Was erstrewen sich doch E.
Ld. das sie mihr den brieff so ohn J. H. von der
schönen Damen geschrieben ist, schicken. Ob die schon schöner ist,
so weiß ich doch wohl, das mich J. H. mehr libet, als sie, vnndt
dürffen mihr E. Ld. solches nicht versichern. Ich weiß es vorher
beßer wie sehr vnndt hoch das er mich libet, vnndt mehr als ich
meritire, ohne E. Ld. sagen vnndt wenn mihrs E. Ld. schon anders
sagten, glaubte ich doch nicht, dan ich weiß es beßer. Es ist doch
gutt das mehr Leutte sein, die es sehen, daß er schön ist: Denn
sonsten wann ich es gesagt habe, hat es nicht sein müßen. Nun bin
ich alleine nicht die solches sagt. Ich halte, die gantze Weldt wird
es bekennen müßen Wenn sie die Wahrheit sagen will. Das arme Mensch
hatt sich woll wenig zu erstrewen vndt der Kerl noch viel weniger.
Er kriegt woll eine Richtige; er muß Luft haben hörner zu tragen.
Vielleicht ist es ihme so außersehen. Das ich so politisch werde,
weiß ich schier itzo nicht was ich bin. Denn ich binn in meinem
sinne so verwirret, daß ich nicht weiß, Wo ich zu Hause gehöret.
Aber die Hembder dunkt mich, kann E. Ld. die Frau Mutter zu Halle,
oder zu Schöningen woll geben.
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*) Hierzu ist am Rande als Zusatz hinzugefügt: „Können E. Ld.
künstlen, so thun sie es vmb Gots willen.“
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Dann ich weiß, daß sie E. Ld. von dem Ohrtt
angenehmer sein als von mihr.
Das meßer vndt die Gabel ist besteldt. Die schue auch, so bald als
ich sie bekomme, sollen sie E. Ld. haben.
Vmb das Hertz bekümmern sich E. Ld. nicht, daß ist fertig. Ich darf
es aber nicht hinschicken, dieweil es so vnsicher ist. Ich denke
mehr ahn J. H. als er vndt E. Ld. glauben können, denn
der glaube ist bißweilen schlecht bei euch.
E. Ld. gedenken doch damit schaffskopf sein mehr bey Vns, zieht sie
mitt allem hin in die Stadt der alte teuffel trawet sich zu
Schöningen nicht. Sie muß gewiße kein gutt gewissen haben.
Befehl E. Ld. hiemit in Gottes schutz
Ich bin vnndt bleibe
Ew. Ld. gantz getrewe Dienst-
willige muhme vnndt
F. Mutter von Herzen
Anne Sophie.
A. Monsieur mon Fils
Monsieur Francis Albrecht
Duc de Sachsen
A
Regensburg
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Auf der ersten Seite dieses Briefes steht als NACHSCHRIFT folgende
Aeußerung:
„Ew. Ld. küssen meinentwegen J. H. auffs Hertze vndt
die hende vnndt füße. Wollte Gott ich möchte es verrichten. Wollte
hoffen der schenkel sollte von stunden ahn beßer werden. Ich hoffe
vnser Gott soll mich baldt so glückselig werden laßen.“
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