Einer der freigiebigsten
Gönner des St. Brigittenklosters zu Marienwold war zu Ende des
15. Jhrdts. der Lübecker Krämer Hinrich Dunkelgud; er
stiftete in der dortigen Kirche nicht nur einen eigenen kostbaren
Altar, sondern sprach in einem Testamente von 1487
sogar den, allerdings unerfüllt gebliebenen Wunsch aus, daß eine
seiner unverheiratheten Töchter dortselbst in’s Kloster gehen
möchte. Was Dunkelgud für Marienwold gethan hat, das melden uns
seine eigenhändigen Aufzeichnungen, von denen der verstorbene
Professor Wilhelm Mantels in einem Aufsatze „Aus dem Memorial oder
Geheim-Buche des Lübecker Krämers Hinrich Duukelgud“ Kenntniß
gegeben hat. 1) Nach den von Mantels mitgetheilten Auszügen ist
nachstehend das auf Marienwold Bezügliche hier wörtlich wieder
abgedruckt. Die vorgesetzten Zahlen beziehen sich auf die von
Mantels angegebenen Folien des Memorials.
AUSZÜGE AUS DEM MEMORIAL.
Fol. 11 b.
(Testament von „1479 up Lychtmyssen“ bestimmt unter
anderen Legaten nach Marienwold 10 Mk.)
Fol. 226 b ff. (Testament von 1509 bezw.
1517 bestimmt unter anderen Legaten „auch nach
Marienwold noch 1 Last Rogggen, dat se my began myt fyllegen
[=Vigilien] vnde myssen unde neme(n) my in er denkelbok eewych“.)
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1) Beiträge zur lübisch-hansischen Geschichte. Ausgewählte
historische Arbeiten von Wilhelm Mantels. Jena 1881.
S. 341-369.
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Fol. 193 d. 1. „A. D. 1496
So let ik maken to s. BYRGETEN, VOR MOLLEN BELEGEN, umme den kerkhof
en krüsedracht [Kreuztragung] myt dem rychte [Kreuzigung], dat
kostede my 44 Mk. 6 ½ ßl. It. stoet
[kostete] dat Marienbilde in der sunnen [ Heiligenschein?
1)] op dem kerkhave 14
Mk., anno 1509. It. dat krusefisck up der juncfrouwen
kor myt Maryen unde s. Johan, stot 15 Mk. It. noch en
krüse up der juncfrouwen altar 3 Mk. Item noch let ik
müren 1 altar an der broder schrank, stot my myt dem
sparkalke unde sten unde to müren 3 ½ Mk. It. dorup en
sneden tafel, alse Marye in den tempel wart offert [dargebracht (s.
g. Praesentatio Mariae)], stot myt dem wygende, dat se
de bisschop wygede unde dat altar, boven 100 Mk. It.
let ik et umme beschranken (mit Schranken versehen) myt
myssingerdrat, stot myt dem smykwerk 31 Mk. 4
ßl. It. up dat altar lynnenlaken unde wollen unde 2
attependium [= antependium, Vorhang-Decke
vor dem Altar] stot wol 8 Mk. It. noch 1
lyste [Leiste] von sulveren bokstaven unde myn name in den
bokstaven, unde is wol vorguldet unde woch 3 ½ lodige
mark unde 6 lot it lot stot 20 ßl., is
77 Mk. 8 ßl. Noch vor Dammasch 2
Mk. unde rot syden 4 Mk., noch makelon. It. noch vor
1 kelk, stot 38 Mk., unde paten
[Oblatenschale]. It. 2 sulveren appollen
[Abendmahlskannen (ampullae)] wegen 11
Mk. It. 8 garwete, 1 rot flowel
[Priestergewänder, darunter eins von rothem Sammet] 28
Mk. It. [1] rüsch gulden stukke, stot de ele 3
Mk., 8 ½ ele 25 Mk. It 1
gel syden stukke, stot 8 Mk. It. 1 gron
flowel geblomet [von grünem geblümten Sammet] stot ok 26
Mk. It. 1 fogelken want [mit Vögeln durchwebtes oder
netzartiges Zeug] stot 3 Mk. It. 1 rot
aresch [Wollenzeug von Arras] steyt 3 ½ Mk. It.
1 wyt drel, stot 2 Mk. 12 ßl.
It. 1 brun sardok, stot myt makelon 3 ½
Mk., It. noch 8 alfen [Alben, weiße leinene
Priestergewänder], ston 12 Mk.“
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1) Nein, sondern in Mitten der in zwei
Hälften getheilten Sonnenscheibe, wie Maria als „regina
coelorum“ oft dargestellt wird.
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Fol. 194 b. 2. „Dyt naschresen dat qwam to mynen altar
to s. Byrgeten: It. noch geven for kogeler [Kappen] vnde for seter
[Baumwollenzeug] 1)
under de garwete 7 Mk. Noch vor 1 kruse
[gesticktes Kreuz] up 1 garwet 1 Mk.
Noch for 1 par flogel [Flügel, Behänge] von syden;
Noch 1 par flogel van - [fehlt]. Noch 1
rydelaken vor de tafel [Zug-Gardine vor dem Gemälde]
2) up altar 3 ½ Mk. Noch
is dar 1 rusch fylt [russischer Filz] up altar, stot
1 Mk. Noch vor ist altar 1 bavenhut
½ gulden. Noch is to deme altare 1
pesepebret [Räucherpfanne] 3) van
myssink unde vorguldet. It. noch eyn slicht unde recht [einfach
unverziert] pesebret. It. noch darto 1 furbal
[Feuerbohle, Feuerbrett, Einsatz für die Kohlen].
4) It. is dar 1 myssebok,
dat kofte ik, unde 1 del gaf he my, dar ik ist von
kofte, her Marqwart Brant [ein Geistlicher]. It. noch 1
schryfft up deme altar in myssink geschrefen, myn name, dat se alle
dage myner denken scholen unde myner erfen unde frunde. It. so is
dar ene kyste, dar me schal in leggen de garwete unde wat to dem
altar hort, stot 4 Mk.
Item vor dem vorschr. altar scholen de broder des klosters alle dage
1 mysse lesen, des somers to 5, unde des
wynters to 6 uren. Dar vore gaf ik en 700
Mk. lub., alse ere bref wol mede brynget, de by my is, unde sal
blyven by mynen erfen. Unde wen de erfen al verstorven synt, so
scholen de olderlude des kramers to Lubeke dat vordegedingen unde
vorstan, gelik also Maryen tyde in der kapelle to s. Jacob in Lubeke
under dem torme, de de kremer vorstan. It. de bref, de dar up lüt
unde tohort, den fint [men] in der kremer kappel in s. Peters kerke
in Lubeke in dem schappe, dat dar steyt,
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1) Schetterleinen, oder Schechter =
gesteifte Leinwand; s. Hansische Geschichtsblätter 1874.
S. 163 164.
2) Nicht „vor dem Gemälde“, sondern vor
der „sneden tafel“.
3) Pesebret = Rußtäfelchen (s. g.
Pax) s. Med. Wb. 3. S. 323.
4) Richtiger wohl ein s. g. „Wärmapfel“
„ad calefaciendas manus sacerdotis celebrantis tempore hyemali“.
s. Otte Handb. d. kirchl. Kunst-Archäol. [5] I
S. 393.
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dar s. Aunen bilde up steit. It. ok is dar in de bref
up myn altar to Marienwolde up de ersten myssen. It. desse brefe
unde de brefe, de lude[n] up de tyde Maryen to s.
Jacob in Tylinges kapellen, de sint tohope. It. klawes Lange de hest
ok befalen des [den] olderluden des krames.“
Fol. 231 b. 3. Testament von 1487: „So
were wol myn begerisset sake dat en van mynen dochteren dar wyllen
to hadden, dat me se to s. Byrgeten to Maryenwolde int
kloster geve: Dat is myn bede unde beger.“
Fol. 228 a. 4. Testament von 1502: „ Est
it qweme, dar Goet vor sy, dat Konneke [Dunckelgud’s Frau] sterve
myt den kindern kort na my, so begere ik, dat me von mynen nalaten
gude make ene ewege mysse to s. Byrgeten to deme
altar, dat ik dar hebbe maken laten. Item se behoveden (brauchten)
dar wol enc fromysse alle dage“ u.s.w. 1)
Fol. 227 a. 5. Testament von 1507: „De
susters vnde broders to Maryenwolde scholen laten lesen alle dage
vor mynem altare 1 fromysse .... vor my unde myner werdynnen
[Ehfrau] zele unde vor unser vorolderen zele unde vor unser kinder
zele unde vor alle vrunde zele unde vor al crysten zele“.
Zieht man den Werthunterschied des Geldes selbst, sowie den Umstand
in Betracht, daß kleine Summen in jener Zeit unendlich viel mehr
bedeuteten als heut zu Tage, daß damals z. B. ein Ochse 5
Mk. galt, der heute etwa 3-400 R.-Mk. kostet, so
dürfen wir den Gesammtwerth der von Dunkelgud auf Marienwold
verwendeten Summen, welche sich nach seinen Angaben auf rund etwa
1200 Mk. Lüb. berechnen lassen, als als einen
ungewöhnlich hohen bezeichnen und müssen um so lebhafter beklagen,
daß von den von Dunkelgud nach Marienwold gestifteten Kostbarkeiten
nichts nachweislich sich erhalten hat.
Th. HACH Dr.
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1) Diese Frühmesse stiftete Dunkelgud
noch selbst; s. oben Fol. 194 b und Fol. 227 a.
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