Jahresband 1888
Archiv des Vereins für die
Geschichte des Herzogthums Lauenburg
Die slavischen Ortsnamen von Lauenburg.
Von
Dr. G. HEY
in Döbeln.
Die dauernde Besiedelung des heutigen
lauenburgischen Landes steht mit zweierlei Thatsachen im
Zusammenhang: sie schließt sich teils an die Einwanderung der von
Osten vorgedrungenen Slaven, welche sich infolge der nach West und
Süd gehenden großen Völkerverschiebung im Beginn des Mittelalters
vollzog, teils an die in der zweiten Hälfte desselben Zeitalters
nach Nord und Ost gerichtete Wiedergewinnung des Landes durch den
alten Sachsenstamm. Wenn die Siedelungen jenes ersten
Zeitabschnittes hier zum Gegenstande der Untersuchung genommen
werden, so geschieht dies infolge ergangener Aufforderung und auf
Grund urkundlicher Nachweise, welche der Verfasser Herrn Dr.
Hellwig in Ratzeburg zu verdanken hat. Daß die Behandlung
der Namen dieser ursprünglich slavischen Wohnstätten zu nicht
uninteressanten Aufschlüssen über die alten Bewohner führt, wird das
folgende zur Genüge ergeben, nicht minder aber auch, daß bei der
mannigfachen Schwierigkeit der Namendeutung, die besonders beim
Fehlen alter urkundlicher Formen sich erhöht, nicht in jedem Falle
ein ganz sicheres Endergebnis herbeigeführt werden kann. 1888/1 - (1) 1888/1 - 2 1888/1 - 3
Diese Andeutungen betreffs der Sprache mögen hier
genügen. Ehe indes an die gestellte Aufgabe gegangen wird, erscheint
im Interesse des rechten Verständnisses noch eine kurze Erörterung
der Bildung der slavischen Ortsnamen nicht nur wünschenswert,
sondern notwendig. 1888/1 - 4
Die aus Personennamen gebildeten O.-N. weisen mit
Ausnahme weniger, wo der reine P.-N. im Sing. oder Plur. auftritt,
folgende substantivische und adjektivische Suffixe auf.
im Ratzeburger Zehntenregister um 1230 *)
Mancre, vom asl. mąkarĭ, tsch. mukař,
Plur. mąkari, polab. mōkari = die 1888/1 - 5 Mehlhändler oder Grieslers, der Name würde also heute richtiger Manker lauten. Vgl. Muckern in Sachs. = wend. Pl. mukarje.
ehemals (1167) Bernize, Barneze, Bornize, ist polab. Barnice = Lehmbach oder mitteldtsch. „Limbach“, von asl. brŭnŭ, brŭnije, alttschech. brn, polab. barn Lehm, nsl. brn Flußschlamm, wovon Borna Sachs., Brno, Brná, Brnice tschech.
786 Bilena, 811 Bilenispring (spring = Ursprung, Quell) 1167 Bilna, Bylne, von asl. bêlŭ, p. bíałý, tsch. bílý weiß, hell = bêlina Weißwasser, Weißbach; gleichbedeutend die in Sachsen häufigen Bielbäche.
im Kirchspiel Gültzow, Z. Borist, 1772
niedergelegt, = Neutr. borište großer Föhrenwald,
Kiefericht, von asl. borŭ, p. tsch. bor
Kiefer und Kieferwald. Vgl. burcwardum Trebiste
Sachs., Třebištĕ Böhm. = trêbište große
Rodung. Bresahn
Z. Brisan, am Schaalsee gelegen, =
Plur. brêžani, ursprünglich brêg-jani,
mit regelrechter Verwandlung von gj in ž,
von asl. brêgŭ, p. brzeg, tsch.
břeh *) Ufer, also die Leute am Ufer, Ufersassen,
riparii; tsch. břežanin und břežan
Uferbewohner. Vgl. Pressern oder tsch. Břežany Böhm.,
Berežany Galiz., Bresen Meckl. bei
Kühnel, Die slav. O.-N. in Mecklenburg, 1882, woraus mancherlei hier
zu entlehnen ist. Bröthen
Z. Brotne, kommt von asl. bratǔ,
Nebenform von bratrǔ, p. brat, polab.
brot Bruder, und zwar ist es das Neutrum des 1888/1 - 6
Adj. tsch. bratný, p. bratni, -ia,
ie, also polab.
brotnie das brüderliche (Gut), Brudershof; sonach wahrscheinlich von
einem Hauptgute abgetrennt. Curslack
1217 Kureslake, deckt sich anscheinend mit dem
böhmischen O.-N. Korozluky (auch Kolozruky, Kolosoruk genannt), der
mit „Borkenreißer“ gedeutet wird. Das Wort ist zusammengesetzt aus
asl. tsch. kora Rinde, Borke, und dem Stamm zluk von z.
loučiti,
asl. ląčiti abtrennen, eine Pluralform wie die verwandten O.-N.
Koroseky, Korodĕje, Kralupy = Rindenhacker, Borkenschäler,
Gerberlohemacher. Mecklenburgische Flurnamen wie Siegge Lack Bruch,
Saanen Laake, Flacke Laake, Tiefe Laak und das im Schaumburgschen
gebräuchliche Wort Lake oder Lacke für Lache = Sumpf lassen indes
die gegebene Deutung unsicher erscheinen. Dahmker
urkundlich Dambker = tsch. domkář Häusler,
Kleinhäusler, vielleicht Plur. domkary, von domek Häuschen. Delvenau
Grenzflüßchen, 811 per silvam Delvunder usque in
fluvium Delvundam, 1390 die Delvenau, 1401 de nye graven, de de
Delvene geheten is, dazu Delbende castellum trans Albiam b. Einhard,
Land Sadelbandia, nach dem Slavisten Perwolf = Delbąda, Graben, von
dem ursl. Stamme delb, einschneiden, graben, aushöhlen;
Sadelbandia
= Za. delbądie, Land jenseit der Delvenau. Disnack
Z. Dvsnik, gleich dem sechsmal in Böhmen vorhandenen
Dušníky Plur. von asl. dušĭnikŭ, tsch.
dušník Leibeigener, also =
die Leibeigenen. 1888/1 - 7 Geestbeck
Bach, urk. Gesne, vermutlich = fem.
jasna die helle, klare, Lauterbach, von asl. jasĭnŭ,
tsch. jasný, p. wend. jasny; vgl.
Jasna Galiz. Goldensee
urk. Guldense, vielleicht mit
eingeschobenem d (s. o.) = golęža kahle,
baumlose Stelle, Heidenau, von asl. golŭ, p.
goły nackt, kahl, wend. gola Heide. Vgl.
Gohlis b. Riesa, urk. Golenze, sowie kroat.
Goleža. S. auch unten Göldenitz. Grabau
Z. Grabowe, von p. wend. grab
Weißbuche, Hainbuch = grabovo, -ove
Weißbuchenort, Buchheim; vgl. Grabova Serb.,
Hrabova Galiz., Grabow Meckl. Gülzower Feld
b. Mölln, 1230, 1254 Guletse,
vielleicht = golice Heidefeld, von demselben Stammwort
wie Goldensee, während Gültzow entschieden aus einem P.-N.
hervorgegangen ist, s. u. Kanklau
Z. Cankelowe, von asl. kąkols,
p. kąkol, tsch. kúkol Rade, Lolch,
Unkraut, und zwar = Neutr. Adj. kąkolove das mit Rade
oder Unkraut bewachsene Feld, Radefeld, wie Cuculau (ohne Nasal) an
der Saale, Demin. Kąkolowka Galiz. Vgl. noch
Kankelfitz Pomm. = kąkolovica. Kittlitz
Z. Kitlist, wohl von asl. cvêtŭ,
cvĭtelŭ, tsch. kvĕt, p.
kwiat, polab. kjot Blume = cvĭtelište,
kjotlište weite Blumenfläche, Blumenau,
Florentia. Vgl. 2 Kittlitz Böhm. 1888/1 - 8 Kogel
1230 Cowale, 1277 Cowalle,
1279 Cowal, von asl. kovalĭ,
p. kowal, tsch. dial. koval Schmied =
Plur. kovaly die Schmiede. Vgl. Koval’i
Rußl., Kowale Pol., Kowale,
Kowalowy, Kowalówka mehrfach in Galiz.,
Cowal Rügen, Kowahl Meckl. Kasseburg urk. Kerseborch, erklärt sich durch Zusammenstellung mit Kaseburg auf Usedom, das urk. Karsibour, Carsibůr, Carsiborch, Carsibor, Karzburch, Carseburch heißt, wahrscheinlich = Karsiborz, aus tsch. krs, polab. kars verschrumpfter Baum, Zwergbaum + bor Kiefer, Kieferwald mit der asl. Endung jŭ = Zwergkieferdorf. Vgl. Międzyborz = Dorf mitten im Kieferbusch, Podborz = Gut unterm Kieferwald.
1394 Lawenzke, ist andern Ursprungs als
das meckl. Labenz, urk Lubitze, Lubintze,
und anzuschließen an den alten Namen der Steinau, Lowenze,
welcher freilich der Deutung Schwierigkeiten macht. Bei Vergleichung
mit Labends, Labendz, Labenz, p. Labędź im Reg.-Bez.
Marienwerder, Königsberg und Köslin, Labendtken p. Labędki
Reg.-Bez. Marienwerder, in denen das Stammwort als P.-N. erscheint,
kommt man auf p. łabędź, tsch. labut’
Schwan und ist geneigt, Lowenze als weibl. Adj.
łabędźa zu fassen = Schwanwasser, Schwanteich, wozu
vielleicht die von der Steinau durchflossenen Ritzerauer Seen die
Berechtigung liefern; Lawenzke oder Labenz wäre dann
aber adjektivische Weiterbildung des Namens mit dem Suffix
ĭskŭ, Labędsk, Dorf an der Lowenze. Doch ist
man auch versucht, deren Namen mit dem Lafnitzbach in Steiermark,
urk. Labenza, und andern ähnlichen zusammenzubringen,
denen ein dunkles Wort labĭ zu Grunde gelegt wird.
Endlich erinnert der Name an urdeutsche Flußnamen auf antia,
entia, anze, 1888/1 - 9
nze, welche Lohmeyer, Beiträge zur
Etymologie deutscher Flußnamen, behandelt hat. Lankau und Lankow b. Mustin, Z. Lankowe, wie Lankow b. Schwerin und östl. von Ratzeburg, welche an Seen liegen, von asl. ląka, p. łąka, tsch. louka Sumpf, Sumpfwiese = Adj. fem. ląkowa, ntr. ląkowe Dorf am Sumpf, Sumpfaue; tschechisch entspricht das öfter vorkommende Lukov und Luková in Böhm., wie überhaupt das Stammwort eine sehr starke Verwendung in O.-N. gefunden hat. Lanken wie zweimaliges Lanken, p. Lakie im Reg.-Bez. Marienwerder = pol. łakie oder einfach = ląka Sumpf; ebenso die Lanke, der nördliche Teil des Plauer Sees, urk. circa Lancken, aqua Lancken. Lassahn
Z. Lassan, wie Lassahner Feldmark b.
Grabow in Meckl., 1293 villa Lassan von asl.
lêsǔ, p. las Wald + Pluralsuffix jani,
also = lašani (si zu š)
die Waldsassen, Waldbewohner, Wäldler, im Tschech. entsprechend
Lešany Böhm. S. oben Bresahn. Lehsten
urk. Lesten, wie Lehsten b.
Stavenhagen, urk. Leistenn, Leisten b. Plau, Lösten
Sachs. = leštna Haselstaudenort, Haslau, Adj. von asl.
lêska, tsch. líska Haselstaude,
léština Haselbusch; Leštná, Leštné,
Leština, Leštiny häufig in Böhmen. Linau
Zufluß der Stecknitz, erklärt sich als linova
(struga) = Schlei-Bach, femin. Adj. von p. wend.
lin, tsch líň Schleie, woher auch der
Linow-See südöstl. von Alt-Strelitz; vgl. dazu Wakenitz =
Barschbach, Sahms = Froschbach, sowie Schley Wiese, Schley Pohl und
Schlie See in Meckl. 1888/1 - 10 Linau Dorf, Z. Linowe, ist entweder ebenso zu deuten, oder als Besitztum des Lin = Schleihof; im Tschechischen wenigstens sind die P.-N. Líň und Línĕ (tsch. línĕ der junge Schlei) sicher anzunehmen, da auf sie die O.-N. Líny und Línĕ Böhm. zurückgehen, vielleicht auch 4 Linowo im östl. Preußen. Pezeke
um 1440, bei Marienwohlde, von asl. pêsŭkŭ,
nsl. pêsek, p. piasek Sand, Plur.
piaski, wend. pěski Sandflächen, Sandgegend;
vgl. außer andern Pieske oder Pjeski in der
Niederlausitz. Von ersterem ist der Petschbach benannt, früher
Petschenbach. Pinnsee und Pinnowe, Z., von asl. pĭnĭ, p. pień, tsch. peň Baumstock, Wurzelstock des gefällten Baumes, Adj. p. pniowy, asl. pĭnovŭ, also = Ansiedlung an Wurzelstöcken, Stöckicht. Vgl. die mecklenburgischen Pinnow b. Crivitz, b. Stavenhagen, b. Warin, mit den urk Formen Pinnowe, Pynnowe, ferner Wüstung Pinnow b. Osterburg, Penna Sachs., urk. Pynnowe, Pinne oder Pńov Niederlauf., Pniów Galiz.
wahrscheinlich = p. płocina, von p.
ploć, płocica, tsch. plotice
Plötze (Fisch). Vgl. Plötzen-See und Plötzen-Pohl in Meckl. Pogetz
am Ratzeburger See, Z. Pogatse, wie das
am Maurinflüßchen in Meckl. gelegene Pogez oder Pogeez, urk.
Pocketze, Pogheitze, von po bei
+ asl. gatĭ, russ. gat, tsch. hat’
Damm, p. gać Faschinenwerk, Dammreisig, und zwar als
neutr. Subst. zu fassen: asl. pogatije, p.
pogacie Gegend am Damm, Dammdorf; vgl. Zagacie
= Ort hinterm Damm, Galiz. 1888/1 - 11 Rieps oder Riepz Meckl.
1158 Ripze (Sumpf), 1230 Ripece,
findet in Reipisch b. Merseburg einen Namensgenossen, urk. 973
Ripzi, 1012 Ribzi, dann Rypz,
Ripz, Riptsch. Man wird
hierin einen Plur. rypcy zu sehen haben, von
rypĭcĭ, rypec Gräber, Wühler, also die
Erdgräber; tsch. rýpati, olw. rypać
Sahms
Z. Sabenize, = asl. žabĭnica,
p. žabnice Froschbach oder Froschteich, von asl. wend.
p. žaba Frosch. Vgl. Sebnitz Bach und Stadt in Sachs.,
urk. Zabeniza, Sabniza, ferner
Žabnica in Krain und Kroat. außerdem ähnelt Sabenize auch
dem böhmischen Sabnitz, dessen tsch. form Sabĕnice der
Erklärung Schwierigkeiten macht. Sarau
Z. Sarowe, = žarove
Brandhof, Ansiedlung auf dem Brande, wo der Wald weggebrannt worden
ist; zu Grunde liegt žarŭ, tsch. žár, p.
žar Brand, wovon eine große Zahl von Schal-See
oder Schaalsee, 1279 Scalse, 1287
stagnum Scalse, mit dem Schale-Fluß, von asl. skala,
tsch. skála, p. skała Fels, Stein,
Adjektivname „die steinige“, Stein- oder Felswasser, Steinbach. Schiebenitz Bach
wahrscheinlich polab. šepnice, fem.,
der lispelnde, zischelnde Bach, Zischelbach, von dem Stamme
šĭp, p. szepnąć, oberlauf. w. šepać,
šepnyć, nlw. šepnuś lispeln, flüstern,
zischeln, woher auch ein Zufluß der Spree, Schöps, wend. Šepc
seinen Namen hat. 1888/1 - 12 Segrahn Z. Sakkeran, meckl. Urk. Zageran = zagorjani, zagořani die Leute hinterm Berg, Hinterbergler, von za hinter, jenseits und asl. p. gora, tsch. hora Berg, pluralische Form wie Bresahn und Lassahn. Vgl. Zahořany Böhm., Ζαγόςjανη in Epirus.
Fluß,
1188, 1202 flumen
Cikinize, 1335
Stekenitze, 1340
Stekenissa, von asl.
sǔ- zusammen +
tekǔ Lauf, Fließen (dies p.
ciek = Fluß, woher sich
die Form Cikinize
erklärt), tsch. stĕk,
p. stok
Zusammenfluß, woraus steknice
= zusammenfließendes Gewässer, Bachvereinigung. Vgl.
Stoky Böhm., Stacke oder
Stoki Niederlauf. Sterley Z. Stralige, meckl. Urk. Stralie = asl. strêlija Raum, den der Pfeil durchfliegt, Pfeilbahn, Schießstelle, in p. Form strzałija, von asl. strêla, p. strzała Pfeil (Strahl); vgl. außer andern Strelitz. Stove Meckl. südl. von Schönberg,
1230 Stove, von p.
staw Teich, tsch.
stav Wehr, Schleuse, wie das
Deminutiv Stouekow stagnum, stetzt Stocker See, ein Havelsee, im
tsch. stávek Tramm Z.
Tramme, von asl.
tramŭ, p. tram
Balken, Knüppel, Tragbaum; ebenso Tramm, urk. Tramme,
in Meckl. b. Grevesmühlen und b. Crivitz, sowie Trammer Horst b.
Vellahn, urk. Tramme,
endlich Tramm b. Salzwedel. 1888/1 - 13 Wakenitz
oder Waknitz, Zufluß der Trave, 1158 Wocnitzia,
1167 ultra Wocniziam, 1230 ad
Wokeniziam, 1231 fluminis Wokenizie,
1291 Wokenze, Wokenizse, Wocnize,
von nsl. okunj, tsch. okoun, p.
okuń, polab. wokuń, westruss. vokan
der Barsch (Fisch), = okunica, wokunice
Barschbach. Vgl. Wokenitz auf Rügen, Wokenin-See auf Usedom, sowie
den Flurnamen Barsch-Soll b. Glambeck Meckl. Wangelau
Z. Wankelowe, von asl. ąglĭ,
p. węgiel, polab. wŏgel, tsch.
uhel, oberl. wend. vuhel Kohle, adjektivischer
Name fem. wąglowa, neutr. wąglowe =
Kohlenstelle, Köhlerei, in Sachs. „Kohlung“; vgl. Węglowka
Galiz., Demin. aus Węglowa. Webbelke
Bach, verlangt die gleiche Deutung wie Wublitz,
Nebenfluß der Havel, Woblitz-See Meckl., urk. Wobleske,
Wobelscu, Ubelsko Krain u. a.
Gewässernamen, die man aus vǔblĭ Brunnen, Gewässer
erklärt; hiernach wäre Webbelke etwa vǔblĭko, kleines
Wasser. Wizoc
wüst b. Basedow, Z., ebenso wie Wizok,
jetzt Wisch b. Wismar = fem. Adj. p. wysoka, tsch.
vysoká die hohe, hochgelegene Ortschaft, Hohenau, von
asl. vysokǔ, tsch. vysoký, p.
wysoki hoch. Vgl. mehrere Vysoká und
Vysoké Böhm. und Mähren, einige Wysoka im
östl. Preußen, einige Weißig Sachs., in wend. Form Wysoka. Witzetze
Z. Wutsetse, richtiger Wutsetske,
ist das Deminutiv zu dem eben genannten Wizoc oder
Wysoka, also = Wysočka (aus Vysokĭka) Klein-Wysoka, die
kleine hohe Ortschaft, Klein-Hohenau; es liegt bei dem eingegangenen
Wizoc, und 1888/1 - 14 neben den beiden führt das Zehntenregister auch das gegensätzliche Dalthorp = Dalldorf (Thaldorf) auf. Ebenso findet sich Vysočka in Galiz., ein urk. Wiseska in Sachs., Bisútzka in Epirus. Der Verlust des deminutiven k zeigt sich auch in Glaubitz, Sachs., urk. Glaubatz, Glubuz, Glubatzk, Glubotzk = Gluboček, wie Hluboček Mähr., Demin. zu Glubok = Tiefendorf.
2. Von Personennamen und stammende Ortsnamen ehemals b. Gudow, wie Bandow, Bandowe in Meckl., d. i. Bądowe, Gut des Bąd-. Der P.-N. stammt wie Bądek, Bądel u. a. von asl. bądy = futurus oder mansurus und bezeichnet wohl den Wunsch, daß das Kind am Leben bleiben möge. Vgl. 2 Bandekow Meckl., Bądków und Bądkowo Pol. Basedow Z. Basdowe, wie Basedow b. Stavenhaben, 1247 Basdowe, 1337 Bazsdowe, d. i. Bĭzdove, Bazdovo, Gut des Bĭzda, Bzda, polab. Bazda = qui pedit. Zu Grunde liegt bĭzditi, tsch. bzdíti, p. bźdić, serb. bazdjeti, gr. βδεĩν, pedere, woher tsch. bzděc, bzděl, p. bždziel = qui pedit, P.-N. Bždziel, daraus Bzdziellen, p. Bždziele im Reg.-Bez. Gumbinnen. Gleichbedeutend ist Pirdotitz, sächs. Wüstung. Bälau
Z. Belowe = Bêlova, p.
Bielowa, Dorf des Bêla, wie Bĕlov
Mähr., Bielowa, Galiz., Below Meckl. u. a., von asl.
bêlŭ, p. biały, tsch. bílý
weiß, also = Weißenheim. Ebendaher: Behlendorf
urk. Belendorpe, d. i. Dorf des
Bêla oder Bêlan = Weiße, also
Weißendorf, ähnlich wie Ballendorf Sachs., urk. Belanestorp. 1888/1 - 15 Beidendorf Z. Begenthorp, 1260 Beyendhorpe ist das Dorf eines Bêgan. Der P.-N. ist wie Bêgar abzuleiten von asl. bêgati fliehen, laufen, rennen, bêgarĭ, tsch. bĕhař, p. biegun Läufer, Renner, der O.-N. also = Rennersdorf. Vgl. die rein slav. O.-N. Bieganów Pol. Pos., Pegenau, urk. Begenow Sachs. = Bêganov. Berkenthin Z. Parketin, wie Parkentin b. Rostock, 1177 Parkantin, 1191 Parkentin, 1209 Parketin = Parkętin, Besitztum des Parkęta. Der P.-N. von ursl. perkŭ, tsch. prk, p. parkot Bocksgestank, woher auch P.-N. Park, Prkoš, O.-N. Parchow (Parcowa) in Meckl. und Parchtitz, urk. Parketitz, Parchentitz auf Rügen; Berkenthin also = Stänkersdorf, ein Seitenstück zu Basedow. Bliestorf
1358 Bliesdorpe enthält wohl den P.-N.
Bliz oder Bližej (auf Rügen P.-N.
Bliese) d. i. der Nahe, nämlich Verwandte oder Nachbar, von asl.
blizŭ, tsch. blizý nahe. Vgl. Bližice
Mähr., Bližejov Böhm., Bližnice
Reg.-Bez. Marienwerder u. a. Cemerstorp eingeg. Dorf bei Siebeneichen, Z., wie das meckl. wüste Cimerstorp b. Gressow vermutlich benannt nach einem S’cimir, tsch. Ctimír = Ehrberühmt. Der P.-N. ist wie tsch. Ctibor, p. S’cibor, urk. auch Cybor, aus asl. čĭstĭ, tsch. čest’, p. cześć Ehre und mir, mĕr Ruhm gebildet. Vgl. Ctimeřice Böhm. Collow
Z. Coledowe, setzt wie Kölleda Thür.,
Colditz Sachs., Kalitz urk. Coldiz in Prov. Sachs.
einen fem. P.-N. Koleda voraus, der sich zu den tsch.
P.-N. Boneda, Beneda, Benada,
p. Bienieda stellt, oder mask. P.-N. Kolad,
wie Sirad, Krąpad; als Stammwort ist
vielleicht asl. kolją, tsch. koli, wend.
kolić 1888/1 - 16 stechen, schlachten, töten anzunehmen. Collow wäre demnach Gut des Kolad oder der Koleda, Stechersdorf. Culpin Z. Cvlpin, wie das lausitzische Dorf Kolpen, wend. maskul. Kołpin, 4 Kölpin Meckl., urk. Colpin, Colpyn, Culpin, sowie Kiełpin Pol., = polab. Kolpin, Besitz des Kolp, Schwanheim; denn der P.-N. stammt von polab. kolp, wend. kołp, kassub. kełp Schwan. Dargow Z. Dargowe = polab. Dargowe, p. Dragowo, Dorf des Darg (mit Metathesis Drag), Liebsdorf. P.-N. Darg, Drag, Dragan, Dragon und viele andere von ursl. dorgŭ, asl. dragŭ, p. drogi teuer, lieb. Ebendaher auch Dargenowe ehemals b. Lehsten, = Darganowe oder Dargonowe, wofür sonst Draganowe, Dragonowe, Besitz des Dargan, -on = Liebkindshof. Vgl. Draganowa Galiz., Drahonice Böhm. u. v. a., auch Dargun Meckl.
Z. Dormin, wie Daromin Pol. – Gut der Daroma, Geschenkheim. Der weibliche P.-N. Daroma ist wie Radoma, Kostroma, Jstoma gebildet und zwar aus asl. darŭ, p. tsch. dar Geschenk, Gabe, indem das Kind als Geschnek des Himmels betrachtet wird; vgl. Donatus. Ebenso stammt von Radoma das feminine Radomina Pol.
1194, 1277 Degowe, Z.
Dechowe, wie das eingegangene Dorf Dechowe
b. Dudinghausen Meckl. und Dechowa Galiz. vom P.-N.
Dech, dieser vom p. tsch. dech = Atem,
Lebenshauch aus der Wurzel dŭch, woher auch das zu
mehreren P.-N. verwendete duša Seele. 1888/1 - 17 Drüsen Z. Drvsen, stellt wohl den P.-N. Družen dar, und zwar dessen Adjektivform Družeň (Družen . ju), von asl. drugŭ, tsch. druh, frb. drug Freund, Genosse, also = Freundhof; vgl. Druženice Böhm., Drüsewitz, urk. Drusewitz Meckl.
scheint das Dorf eines Dêchla zu sein. Der P.-N. ist wohl Kurzform für Dêtochla und dies mit Doppelsuffix gebildet aus asl. dêti, tsch. dítĕ Kind; ebenso wurde P.-N. Radochla zu Rachla, Boguchla zu Buchla. Vgl. Dĕtochov Böhm., Dzechlin p. Dziechlino Reg.-Bez. Köslin.
1230 Dvzowe, 1291 Duzowe (Meckl.), vermutlich = Dušove, Gut der Duša, Duše, wie Dütschow Meckl., urk. Duzekowe, von einem Dušek. Beide P.-N. stammen von asl. duša, tsch. duša, duše, p. dusza Seele, in dem Sinne von: meine Seele, liebe Seele. Vgl. Duszowo Pol., Duškovci Serb. Farchau Z. Verchowe, meckl. Urk. Vergowe = polab. Vårchowe, tsch. Vrchove, d. i. Besitz des Werch, Varch, Vrch, = Hochsdorf. Die P.-N. tsch. Vrch, Werch, p. Wirzch, Virchow, tsch. Vrchata u.s.w. kommen von ursl. verchŭ, tsch. vrch, p. wierzch, polab. vårch = Höhe, Gipfel, enthalten also den Wunsch des Großwerdens. Vgl. Werchôwci Galiz., Vrchotice Böhm. u. a. Fitzen
Z. Vitsin, gleichwie Witzin Meckl.,
urk. Wetzin, Witzin = polab. Vicin
statt Vitín (s. oben t zu c),
Besitz des Vit oder der Vita. Den P.-N.
Vit oder Vít, Víta,
Vitoň, Vitek und zahlreichen andern
liegt ein Stammwort vit zu Grunde, über dessen
Bedeutung man noch im Zweifel ist, vielleicht bezeichnet 1888/1 - 18 es Gewinn und Sieg. Vgl. Wettin an der Saale, urk. Witin, 3 Vitín Böhm. Göldenitz Z. Guldenize, wie meckl. Göldenitz und 2 Goldenitz, urk. Goldeniz, -isse, mit eingeschobenem d (s. o. Goldensee), ursprünglich Plur. Golenici, die Leute, die Sippe des Golen, Kahlendorf. Von dem oben erwähnten golŭ, goły nackt, kahl, arm und bloß stammen zahlreiche P.-N., so Golan, Golen, Goliš, Golisza, Golec, tsch. Holen, Holata, Holec u. a. Hierher gehört auch Gültzow Z. Gvltsowe, ebenso wie Gülzow b. Stavenhagen, urk. 1226 Golisowe, 1235 Gholisowe, 1248 Golessowe, und Gülzow b. Crivitz im 14. Jahrh. Gultzowe = Golišove, Gut des Goliš, Kahlenhof; vgl. Holišov Böhm. Göttin urk. Guthin, muß auf dasselbe Stammwort zurückgeführt werden wie die meckl. O.-N. Göthen, urk. tor Chůten, Gotthun, urk. Gottun, Gottin, urk. Chutun, Gottune, Gottin, sowie das eingegangene Gottun, urk. Chutune, Cuthune, nämlich auf asl. chotĭ, tsch. chut’, p. chuć Luft, Begier, Sehnsucht, tsch. auch chot’ Bräutigam u. Braut, Gatte u. Gattin, woher die P.-N. Chot, Chotĕn, Chotuň u. a. Göttin = Chotin, Besitz des Chot, etwa Bräutigamshof; vgl. Chotyń Galiz. Grienau
urk. Grinowe, läßt sich anschließen an
Hřín Böhm. und urk. Waz. grini,
Woz. grinie Sachs. Aus asl. igra, p. gra,
tsch. wend. hra Spiel und Tanz, wend. Adj. hriny
gingen, wie es scheint, die P.-N. Grin,
Hřin, Všegrin (immer spielend) hervor, sodaß
Grienau oder Grinowe das Gut des Grin,
Spieligshof sein mag. 1888/1 - 19 Grönau Z. Gronowe, kann wie Grünow Meckl., urk. Grůnowe, Gronowe Besitz der Grono sein. P.-N. Grono, Gronko, Hronĕta leiten sich her von p. grono, klruss. hrono Traube, p. gronko Träubchen, Nebenform zu asl. groznŭ, tsch. hrozen, klr. hrozno, welche ebenfalls P.-N. bilden. Vgl. Groń und Gronków Gal., Hronov und Hronĕtice Böhm. Die Möglichkeit, daß Grönau deutscher Herkunft sei, von ahd. grôni grün, ist dabei nicht ausgeschlossen.
Z. Godowe, läßt sich gleich gut von zwei Stämmen ableiten. Bei Vergleichung mit meckl. Godow b. Neustadt und b. Rostock, urk. Ghodowe, Godowe, Godow, sowie mit Goddin b. Schwerin, urk. 1194 Godin, ist man geneigt, den O.-N. von dem P.-O. Goda herzuleiten, mit dem Begriff der Tauglichkeit, aus asl. goditi passend sein, taugen; vgl. Hodov, Hodovice Böhm. Dagegen weisen Goddin b. Ivenack in Meckl., 1300 Chodyn, und der häufige Übergang von ch in g bei baltischen O.-N. auf den P.-N. Chod, der sich auf das Laufenlernen des Kindes bezieht, denn choditi = gehen, tsch. chod’átko Kind, das zu gehen anfängt. Hierzu vgl. Chodov Böhm., Chodów Pol. Güster urk. Guztrade, ist der Plur. des P.-N. Gostirad, tsch. Hostirad oder Hostĕrad, also Gostirady = Gastfreunds; asl. gostiradŭ gastfroh, tsch. hostirád Gastfreund. Vgl. Güster im NW. von Rügen, urk. Gausterede und Gusteraditze, ferner Hostĕrady und Hostĕrádky Mähr., Hostĕradice Böhm., Hostiradice Mähr. u. a.
1158, 1230 Karlowe ist der Besitz eines K’arl. Der P.-N. stammt von dem aus ahd. karal = Mann entlehnten polab. 1888/1 - 19 1888/1 - 20 k’arl Mann, p. karlę Kerlchen, Zwerg und ist vielleicht in dieser letzteren Bedeutung zu fassen. Kehrsen
Z. Kerseme, fügt sich an das
lausitzische Korzym’, deutsch Kirschau genannt, und
ist der Plur. Korzymy des P.-N. p. Korzym,
tsch. Kořim, mit dem Begriff der Demut. Von kora
(po-kora) Demut, tsch. kořiti, p.
korzyć demütigen ist der P.-N. mit dem asl. Suffix imŭ
gebildet wie tsch. Bořim, p. Borzym,
wovon Bořim Böhm., Borzymy Pol. Kehrsen
also = Demutshof. Klempau Z. Climpowe, ist p. Klępowe, Gut der Klępa, dies = p. klępa eig. alte Kuh, dann Schlampe, nachlässiges Frauenzimmer (auf Rügen P.-N. Klempke). Ebendaher Klempin, p. Klępiny b. Danzig. Köthel urk. Cotle, ist zu verbinden mit Köthel b. Güstrow, urk. Kotelen, Kotel, Köthel Altenb., urk. Cottile und Kotelow b. Stargard, urk. Coytlowe, Coytlow, Kotelow, Cůtlowe, Kotlow. Hier liegt, wie Kühnel annimmt, der tschechisch belegte P.-N. Chytil vor, der von tsch. chytati, chytiti, p. chytać, chycić fangen, haschen abstammt, oder auch Chytal, wie tschech. chytal = Hascher, Fänger. Krukow Z. Crukowe, = Krukowe, Besitz des Kruk, d. i. asl. krukŭ, p. kruk Rabe, also Rabenhof; vgl. Krukanice Böhm., 2 Krukow Meckl.
urk. Crummesse, -esce,
stammt von dem P.-N. Kromêšĭ, tsch. Kroměš
(oder weibl. Kromêša) und ist wohl der Plur.
Kromêšy, während das böhm. Kroměšín
Adjektivform davon 1888/1 - 21
ist. Asl. kromêšĭnŭ draußen befindlich,
auswärtig ergiebt als Bedeutung des P.-N. wohl Fremdling, Stammwort
ist kroma Rand. Krützen Z. Krutsem, in p. Form. Krocym, wofür tsch. Krotim anzusetzen ist, nach der oben erwähnten Lautgewohnheit. Krotim oder Krocym ist P.-N. aus ursl. krotŭ, p. krotki, tsch. krotký zahm, kirre, sanftmütig, tsch. krotiti, p. krocić zähmen, bändigen, ebenso gebildet wie die schon genannten Kořim und Bořim, und ohne Veränderung als O.-N. verwendet. Vgl. Krotĕjov Böhm., Krotoszyn Galiz. und Reg.-Bez. Marienwerder.
Z. Kvcen, dürfte auf einen P.-N. Kus
(belegt, auf Rügen P.-N. Kuse) oder Kusen zurückgehen,
welcher in asl. kusǔ, p. kusy, tsch.
kusý, olw. kuši = kurz, gestutzt,
verstümmelt, seine Erklärung findet; dazu vgl. man Kusey
und Kusisse Altmark und die meckl. Küssow, Kussewitz,
Kuhs b. Kühnel. Die tsch. Kuzy und Kuzová
sowie Kuzie Galiz. scheinen auf tsch. kuz
= kyz Kies hinzuweisen. Auch an p. kuźnia,
mähr. kuźňa Schmiede läßt sich Kühsen vielleicht
anschließen; die Entscheidung ist in diesem Falle schwierig. Lelecowe
eingegangenes Dorf b. Siebeneichen (Z.) =
Lelekow, Besitztum des Lelek. Der P.-N. ist im
Tschech. urk. belegt, daß appellative tsch. lelek
bedeutet Nachtreiher, Nachtrabe, Nachtschwalbe, aber auch wie
lelkář Gaffer, Maulaffe, p. ebenso lelek. Vgl.
Lalchow Meckl. urk. Lelekowe, Lelkendorf Meckl. urk.
Lilekes- und Lellekendorp, Lelecken p.
Leleki (Plur.) Reg.-Bez. Gumbinnen, Lelekovice
Mähr. Logen
eingegangenes Dorf b. Breitenfelde, Z., scheint wie
Lohenice oder Lohynice Böhm. von einem
P.-N. Logen zu stammen; 1888/1 - 22 Lüchow Z. Lvchowe, wie Lüchow Meckl., urk. Luchowe, Lucho, Laucha Sachs. wend. Luchow, 1306 Luchowe = Gut des Luch. Dieser P.-N., in tsch. Form Lich, erscheint als Kurzname für Luboch, tsch. Liboch, asl. Ljubochŭ = Liebe, oder für Lutoch, Litoch, Ljutochŭ = Wilde, gleichwie Buch, Boch, Pach, Stach, u. a. für Budich, Boguch, Pavel, Stanislav u.s.w.
Z.
Lutowe und ein zweites
Lvtowe in
Sadelbandia = asl.
Ljutovŭ, p.
Lutow, tsch. Litov,
Gut des Ljut,
Lut (auf Rügen Lüth), d.
i. Wilde, Grimm = Grimmshof; der P.-N. Ljut
(belegt) stammt von asl. ljutŭ,
tsch. lítý wild,
grimmig, wie Lutyj,
Lutan, Luten,
Lutich u. a., die auch in
vielen O.-N. enthalten und erhalten sind. Manau urk.
Manowe, 1468
schon wüst, wie Manov
in Böhm. urkundlich, vom P.-N. Man
(belegt), der sich wohl mit dem aus dem Deutschen stammenden tsch.
p. man = Lehnsmann
erklärt, wenn nicht wie in den weiter gebildeten tsch. O.-N.
Maňovice und
Maňovičky tsch.
maňa Schlingel, Bengel als
P.-N. darin enthalten ist. Maselwitz Z.
Mazleviz, eingegangenes Dorf in
der Parochie Crumesse, hat Namensgenossen an Maslovice
Böhm., Massowitz p. Masłowice
Reg.-Bez. Köslin und ist das Dorf des Masla
(belegt), d. i. Schmierer, Schmierfink. Zu Grunde liegt asl. tsch.
mazati, p. olw.
mazać schmieren, wovon
maslo Öl, Salbe, tsch.
mazač, mazal
Schmierer, Klecker, russ. Mazepa
Schmutzfink. Vgl. noch Masłow
Pol., Maßlow b. Wismar, urk. Mazslowe, 1888/1 - 23 Mazlowe, Matzlow b. Parchim, urk. Maslowe, Matzelowe, sowie Mazalov Böhm., letzteres von einem Mazal. Mechow Meckl.
b. Ratzeburg, 1194, 1230 Mechowe
und Mechow b. Fürstenberg gleich Mĕchov Böhm.,
Miechów Pol., Meucha Altenb., urk. Michowe,
Meychaw, = Dorf des Mêch. Dieser P.-N. hat
wie Mêchęta, Mêchomir sein Stammwort in
tsch. olw. měch, p. miech Sack, Bauch,
und ist ein Spottname für einen Dicken (tsch. mêcháč
Dickbauch, mĕchna dickes Frauenzimmer). Molzahn Meckl.
urk. Mvltsan, Multsan,
Molsan, stellt sich zu Molczany Pol. und
Molczanówka Galiz., abstammend von dem P.-N. Molčan,
d. i. Mol.ĭk. janŭ, Mottchen (Kosename), mit doppeltem
Suffix gebildet aus asl. molĭ, p. w. tsch. mol
Motte, Denim. molek. Müssen
Z. Mussen, mag wohl, wenn man wegen des
ersten Wortteils meckl. Müsselmow, urk. Musselmow d.
i. Myslimov zur Vergleichung heranzieht, als Ableitung
von dem P.-N. Myš zu betrachten sein. Dieser erklärt
sich aus asl. myšĭ, p. mysz, tsch.
myš Maus, als tändelnde Bezeichnung für das kleine Kind
(vgl. Decius Mus), wie Myška =
myška, myszka Mäuschen. Weitere O.-N. hiervon
sind Myszyn Galiz., Myšyn oder Missen
Ndlauf.; Myškov Böhm., Myszków Galiz.,
Mysken oder Myszki Reg.-Bez. Gumbinnen u. a. Mustin
Z. Mustin liegt wie Mustin Meckl., urk.
Mostyn, die Ableitung von most Brücke –
vgl. Mostina Kroat. – sehr nahe, doch steht die
Örtlichkeit wohl hindernd im Wege. Besser vergleicht man Mszyn, p.
Mścin Reg.-Bez. Marienwerder und erklärt Mustin wie
dieses = asl. Mĭstinŭ, tsch. Mstĭn, als
mask. Adjektivnamen vom P.-N. Msta (belegt), welcher
aus asl. mĭstĭ, tsch. msta Rache, p.
mścić rächen, herstammt; zeigen doch einige 1888/1 - 24 der hiervon weiter gebildeten P.-N. nach dem anlautenden m ebenfalls den dunklen Vokal o: urk. p. Mosczyc, Mosticius, Mostignews.
urk. Nescowe, Nessecowe läßt sich wie Nössige Sachs., urk. Neskow, Nesgaw sowohl auf Nêžkov zurückführen, d. i. gut des Nêžek, als auch auf Nežichov, d. i. Gut des Nežich, wie Nežichov oder Neschikau b Pilsen i. B. Der P.-N. Nêžek ist wie serb. Nêžko, Neško Deminutiv von Nêg, aus asl. nêga zärtliche Kindespflege, tsch. něžba Zärtlichkeit, Freundlichkeit, Nežich aber ist die negierte Form von Žich, p. Žych (O.-N. Žychy, Zychów, Žychowo Pol., Žichov Böhm.), die ihrerseits als Kurzform zu Židislav erscheint, von asl. židati erwarten, hoffen. Nüssau
Z. Nvssowe, ist möglicherweise =
Njušove, Gut der Njuša, wenn einen solchen
Namen aus p. niuch, tsch. ňuch, olw.
nuch, nuchot Geruch, Schnüffeln, serb.
njušiti schnüffeln zu erschließen gestattet ist, worauf
auch der urk. Name Nuchterwitz zurückzugehen scheint.
Oder sollte ein aus tsch. Januš, p. Janusz
(von Joanŭ Johannes) gekürzter P.-N. Nuš
hier vorliegen, wie Jašutbor tsch. zu Šutbor
gekürzt ist? Januszowa giebt es in Galizien. Nusse (lübisch) 1158 Nusce, 1194 Nutse, 1230 Nvsce ist vielleicht P.-N. Nosce = tsch. nosce Träger, Trägerin, dessen Stammwort nositi tragen noch anderen Namen zu Grunde zu liegen scheint, oder wie galiz. Nuszcze vom P.-N. Nuszek.
Z. Pampowe = Pąpove, Gut
des Pąp, Pamp. Der P.-N. stammt wie Pąporĭ,
Pąpišĭ, Pępek, urk. Pampek, ohne
Nasal Pup, Pupiš, Pupek u. a. von ursl.
pompŭ, asl. pąpŭ, p. pępek,
tsch. pup Nabel, wozu man Όμφάλη,
Όμφαλίων vergleiche. 1888/1 - 25 Diese P.-N. sind teils Ausdrücke der Zärtlichkeit, teils beziehen sie sich auf die Größe des Nabels, sie erscheinen auch in den O.-N. Pampow, Pampin, Pamprin Meckl., Pempau b. Danzig u. s. w. Panten Meckl. urk. Pantin, Panthen, Panten, in asl. Form Pątenjŭ, p. Pąteń, ist der Besitz des Pąten, asl. Pątenŭ, tsch. Puten, latinisiert Panthenius. Diese P.-N., dazu Putim, Putjata, Puta, Putorad u.s.w. haben ihr Grundwort in asl. pątĭ, tsch. pout’ Weg, Wanderung, wie manche altdeutsche P.-N. auf sind = Weg, Reise zurückgehen.
urk. Pvtrowe, Puterowe ist = Pytarove zu fassen, d. i. Gut des Pytaŕ, Fragershof. Mit Pytaŕ ist wohl das Kind, welches viel fragt, bezeichnet, von asl. pytarĭ, olw. pytaŕ = tsch. pytač Frager, Sucher, asl. slovak. pytati, p. pytać fragen.
Die urkundlichen Formen des Stadtnamens, welche mir
Herr Dr. Hellwig in willkommener Vollständigkeit und
Übersichtlichkeit hat zugehen lassen, scheiden sich in zwei Gruppen,
die eine mit der Hauptform Raceburg, die andere mit
der Hauptform Razesburg. Zeitlich sind diese Gruppen
nicht geschieden, in buntem Wechsel werden die Formen gebraucht,
doch läßt sich behaupten, daß diejenigen der ersten Gattung gerade
von solchen angewendet sind, welche die landesübliche Aussprache des
Namens kennen konnten. Die ältesten Originalurkunden bieten folgende
Formen: 1062 (Mecklenb. Urkundenbuch 27)
Razesburg, 1154 (ebenda 56) Racezburc,
1158 (62) Razeburgensis und
Raceburgensis, 1158 (65) Raceburg,
Raceburgensis, 1160, 1162,
1167 (70, 75, 88) Raceburgensis,
1169 (90) Razenburg, Razesburg,
Razeburgensis, 1170 (96) Razenburg,
Razenburgensis, 1171 (100)
Razesburg, Razesburgensis, 1171
(101) 1888/1 - 26
Razeburg, Razesburgensis,
1174 (113) Raceburg, Raceburgensis,
1186 (141) Razeburk, 1188
(143) Racesburch, Racesburgensis,
1188 (144) Racesburgensis, 1194
(154) Raceburgh, Raceburh,
Raceburgensis. Die Formen mit s im ersten
Wortteil vertreten ferner hauptsächlich die Geschichtsschreiber:
Adam von Bremen, Helmold, Arnold von Lübeck und Albert von Stade,
von denen der erstere nur Razzispurg bietet. Dagegen
findet sich im Anfang der Legenda de Sancto Ansvero
(Langebek, Script. rer. Danic. III, 582)
die gräcisierte Form Racipolis, bei Boguphal
von Posen (Sommersberg, Script. rer. Siles II, 24) die
besonders wichtige Form Rathibor. Wenden wir uns nun
zu der Feststellung der ursprünglichen Namensgestalt und deren
Deutung, so ist vor allem rücksichtlich des ersten Wortteils jene
oben erwähnte Lautregel geltend zu machen, wonach c,
tz öfters im Westslavischen aus t
hervorgegangen ist; so Fitzen Vitsin Vicin Vitín,
Krützen Krutsem Krocym Krotim, Pogetz Pogatse
Pogacie Pogatije, Ritzerau Ritserowe Rycerove Rytěrov,
endlich auch Cikinize neben ciek,
tekŭ und Cemerstorp wie Cimerstorp
neben Ctimír. Was den zweiten Bestandteil des
Stadtnamens betrifft, so ist an anderer Stelle *) von mir der
Nachweis geführt worden, daß einige O.-N. auf –burg dies für das
slav. bor eingetauscht haben. So gelangt man zu dem
sl. P.-N. Ratibor, der aus asl. ratĭ
Krieg und borŭ Streit, Kampf gebildet ist, =
Kriegstreiter, ähnlich den deutschen weibl. P.-N. Hildigunda und
Gundihild oder Gunhilde. In der That zeigen auf polnischem Gebiete
verschiedene Namen dieses Stammes ratĭ die oben
erwähnte Verwandlung: P.-N. Raciej neben Ratêj,
Racibor und Raciborius neben
Ratibor, O.-N. Racięcin, Racięcice,
Raciszyn, Raciechowice, Racibory,
Raciborz, Raciborsko, Raciborowice
u. a. m. Nun ist aber Ratzeburg nicht ohne weiteres = Ratibor
oder Racibor zu fassen, sondern als die männl.
Adjektivform des P.-N. mit dem asl. Suffix jŭ, 1888/1 - 27 welches in Verbindung mit r im Pol. die Lautgruppe rz (rs), im Tschech. ř (weiches rsch) bildet. Das so entstandene –borz oder –boř konnte in seinem weichen Auslaut von den Deutschen nicht entsprechend wiedergegeben werden und fand in sehr erklärlicher Weise in der Burggründungszeit durch das deutsche –burg seinen Ersatz. So wurde aus Braniborjŭ, p. Branibórz, tsch. Braniboř Brandenburg, aus Mrŭziborjŭ, p. Mierzibórz, tsch. Mrziboř Merseburg, von den P.-N. Branibor und Mrzibor, wie Lutobórz, Modliborz, Myśliborz, Cichobórz Pol., Litoboř, Slaviboř, Tuhoboř Böhm. und Mähr. aus den P.-N. Lutobor, Modlibor, Myslibor, Tichobor, Litobor, Slavibor, Tuhobor. Auf diese Weise ergiebt sich wohl mit unzweifelhafter Sicherheit, daß Ratzeburg sich deckt mit asl. Ratiborjŭ, p. Racibórz, tsch. Ratiboř und die Ansiedlung des Ratibor oder Racibor bezeichnet, ebenso wie das schles. Ratibor, p. Racibórz, Ratzebuhr in Pommern, Ratiboř Mähr. und 5 Ratiboř in Böhmen, entstellt zu Rothbern, Rothwurst und Radiwurz. Dieses Ursprungs war sich Bischof Boguphal (um 1250) noch wohl bewußt, wenn er die oben genannte Form Rathibor für Ratzeburg gebraucht, während von andern, denen dieses Verständnis mangelte, in volkstümlicher Etymologie eine Burg des Razzi, eine Razzesburg geschaffen wurde. Ob als Gründer des Ortes der Obotritenfürst Ratibor (+ 1042), dessen Name auch Radeburg, Racaeburgh und Rettibur geschrieben wird, oder schon ein älterer namensgenosse zu betrachten sei, darüber wird sich schwer eine Entscheidung fällen lassen.
Z. Ratistorp ist das Dorf des
Ratiš = Kriegersdorf, von ratĭ Krieg. Ritzerau (lübisch)
Z. Ritserowe, wie Ritzerow b.
Stavenhagen, urk. Ricerow, Ritzerowe,
ist der Besitz des Ryceŕ, Rittershof; das ahd.
rîtâri, mhd. rîter wurde tsch. rytíř,
rytĕř, p. rycerz, russ. 1888/1 - 28 rycarĭ. Vgl. Rycerka Galiz., Rytířov oder Rittersdorf b. Tetschen in Böhmen.
1230 Rukelin, dann Rogghelin,
Rocghelin, Roggelyn vermutlich, da auch
sonst gg als Ersatz für ch erscheint, =
Ruchalin, Besitztum des Ruchala. Der
P.-N. kommt wie Ruchota, woher Ruchocin
Pos., von p. tsch. ruch Bewegung, munteres Treiben und
stellt sich zu einer größeren Zahl von P.-N. auf ala,
die auf ein fehlerhaftes, tadelnswertes Thun sich beziehen. Römnitz Meckl.
sehr arg entstellt, 1158 Rvdemoyzle,
1174, 1194 Rodemozle, dann Rodemoyzle,
Rodemuszle, Rodemuzle, ebenso wie
Rodameuschel Altenb., urk. Rodamuzla,
Rothenmützel, Rodemüschel, und Röttelmisch,
Altenb., urk. Rodemusle = p. Radomyśl
oder Radomyśle, Dorf des Radomysl; vgl.
Radomyśl Pol. u. Galiz., Radomyšl Böhm.,
d. i. Radomysl. jŭ. Der P.-N. ist zusammengesetzt aus
radŭ froh, freudig und mysl Sinn, Geist,
also = der Frohsinnige Roseburg
Z. Rosborch, würde p. Rozborz,
tsch. Rozboř zu schreiben sein, deckt sich also mit
Rozborz Galiz. (dreimal) = Gut des Rozbor,
d. i. Zerstörer, Einreißer, von tsch. rozebrati,
rozbořiti zerstören, niederreißen. Die Bildung und
Verwandlung ist dieselbe, wie bei Ratzeburg. Rülau
verlangt gleiche Deutung wie Rühlow b. Stargard,
1298 Rvlow, dann Rülow, Rulouw,
und Rułów Galiz., nämlich Besitz des Rul.
Diesen P.-N. hat man wohl abzuleiten von asl. rŭvati,
p. rwać, tsch. rváti, routi,
olw. ruć raufen, Partic. ruł. 1888/1 - 29 Salem Z. Salim, wie Salem b. Malchin in Meckl., urk. Salem, Zalme, vom P.-N. Zalim, d. i. Schmerzenskind, Schmerzenreich, von asl. žalĭ, p. tsch. žal Schmerz, Leid, wie Bořim, Krotim, Radim u. a. gebildet. Samkow Meckl. Z. Samekowe ist das Dorf des Samek, oder, wenn man 3 böhm. Samechov in Betracht zieht, des Samech. Bei den P.-N. Sam oder Samo (Slavenfürst), Demin. Samek, Samech, Samucha u.s.w. liegt asl. samŭ, p. sam, tsch. sám selbst, allein, zu Grunde, sie stimmen zu den altdeutschen P.-N. Selbo, Selba, Selbrat u. a., auch griechischen wie Αύτέας
1230 Zanzegnewe, 1278 Schanczegnewe erklärt sich nebst dem im Cod. dipl. Polon. erwähnten O.-N. Sancigniow durch den ebendaselbst überlieferten P.-N. Sangnevus, Sangneus, Sanczneus = asl. Sądignêvŭ, p. Sędzigniéw, tsch. ohne Nasal Sudihnĕv, oder richtiger als Plural Sądignêvy, Familie Rechtszorn, Rechtsstrenge, von asl. sądŭ, p. sąd Gericht, und asl. gnêvŭ, p. gniéw Zorn. Vgl. die P.-N. Stojgniew, Mirogniew, Sieciegniew, Jarogniew, O.-N. Jarogniewy, Mierogniewice etc.
1194 Scarnekowe, 1230 Tsarnekowe, wie 2 Zarnekow Meckl. = Čarnkove, p. Czarnkow, tsch. Černkov, Gut des Čarnek, Schwarzhof. Asl. črŭnŭ, p. czarny, tsch. černý schwarz bildet die P.-N. Čarn, Čorn, Černy, Demin. Čarnek, Zarncke d. i. der kleine Schwarze, u. v. a., wovon die O.-N. Czarnkow Pol., Černkov Böhm. u. a.
1194 Slaubrice, dann Slaubrize, Slabrvcke, Sclabruge ist das pluralische Patronymikum Slavoboricy, die Sippe des 1888/1 - 29 1888/1 - 30
Slavobor. Der P.-N., p. Sławobor,
urk. Slawoborius, tsch. Slavobor, urk.
Zlauoborus, daneben auch tsch. Slavibor,
zusammengesetzt aus slava Ruhm, Name und
bor Kampf, Schlagsdorf Meckl. b. Ratzeburg, 1158 uilla Zlavti, 1194 Sclaveckestorp, dann Slaukestorp, Slavkestorph, Slavikestorpe, scheint ursprünglich Slavuty benannt worden zu sein, d. i. die Slavut (wie Białuty Pol.) = Ruhmreichs, von slava, woher auch p. Słavutowo, Słavutówko, deutsch Gr.- und Kl.-Schlatau Reg.-Bez. Danzig. In der Germanisierungszeit wurde der O.-N. an den gebräuchlicheren P.-N. Slavek, Demin. von Slav, Slava, angeschlossen, sodaß er zusammentraf mit Schlagstorf b. Wismar, Schlakendorf b. Gnoien und Schlakendorf b. Neukalen in Meckl., die urk. Slawekisthorpe, Slawekendorp etc. heißen.
1219, 1230 Smilowe ist das Gut des Smil, d. i. Liebreich, von asl. smilŭ lieb, gefällig. Der vielfach urk. belegte P.-N. steckt auch in Smilov Böhm. u. Mähr., S’miłow und S’miłowo Pol. = Liebsdorf.
sind zweifelhaften Ursprungs. Vergleicht man
Žilov Böhm., so möchte man einen P.-N. Žil,
Demin. Žilek = Lebendig als zu Grunde liegend ansehen;
Silkow, p. Zelkowo im Kreis Stolpe führt auf den Stamm
zel- grün; auch deutsche Herkunft ist nicht
ausgeschlossen. 1888/1 - 31 Talkau Z. Telekowe = asl. Tolĭkovŭ, tsch. Tolkov, Gut des Tolĭkŭ, Tolek, vom ursl. Stamm tel, asl. toliti besänftigen, beruhigen, stillen (ein Kind). Dazu gehören die P.-N. Tol, Tolut, Tolęta und die O.-N. Netolice Böhm., Thallwitz Sachs. u. a.
1257 Dechin, scheint von dem P.-N.
Těchěn oder Těchon zu stammen, von welch
letzterem Těchonín Böhm.; das Stammwort dazu ist asl.
têcha, tsch. útěcha Trost. Vgl. mehrere
Techentin Meckl. vom P.-N. Têchęta. Tespe, Tesperhude
Z. Toschope, deckt sich mit
Tučapy Böhm., 2 Tuczapy Galiz., und erklärt
sich als Plural des P.-N. Tučap. Der Vergleich mit
tsch. tuzemec Inländer, von asl. tsch. p. tu
da + země Land, ferner mit den O.-N. Tukleky,
4mal in Böhm., von tu + klekati knieen,
= Daknieer, sowie mit dem nicht seltenen Tupadly,
Tuppadel, Taupadel von tu + paditi
fallen = Hinfaller (Kind), ergiebt für Tučap die
Ableitung von tu + tsch. čapěti hocken,
kauern, sich niederkauern, um seine Notdurft zu verrichten, also =
Dahocker, Hinkaurer: So stellt sich Tučap zu den P.-N.
Thömen
Z. Tomene = Plur. Tominy,
Familie Tomin = Plager. Die P. -N. Tom,
Toman, Tomin, woher auch Tominovac
Kroat., stammen von asl. tomiti plagen, mißhandeln,
russ. tomitĭ ermüden. 1888/1 - 32 Thurow
1194 Tvrowe, Z. Turowe,
ist das Gut des Tur, wie Thurow Meckl., Turov
Böhm., Turów und Turowo Pol., Taura
Sachs. = Auershof; denn der P.-N. Tur ist = asl.
turŭ, tsch. olw. tur Auer, Auerochs. Von
dem gleichen Stammworte kommt: Toradestorp eingegangenes Dorf in der Parochie Crumesse, ebenso Thorsdorf b. Grevesmühlen in Meckl., beide Z. Toradestorp, = Dorf des Turad, Auersdorf; daher auch Turady Galiz., Plural des P.-N. Utecht lübisch 1230 Vtechowe, 1284 Uteche = Utêchove, Gut des Utêch, Trostheim, von těcha, útěcha Trost, Vergnügen, Ergötzen (s. o. Techin). Der P.-N. Utěch ist im Tschech. mehrfach belegt, Útěchov findet sich auch in Mähren.
Z. Wotartse, in ursprünglicher Gestalt Wotradza, asl. Otrad.ja, d. i. die weibliche Adjektivform des P.-N. Otrad, polab. mit vorgeschlagenem w Wotrad, mit dem Suffix jŭ, fem. ja gebildet, genau wie Nieradza Pol. von Nierad. Otrad erhält durch asl. otrada Erholung seine Erklärung und findet sich auch in den böhm. O.-N. Otradov und Otradovice wie im mähr. Otradice. Zecher 1194 Scachere, 1230 Tsachere, schließt sich an Zacherin p. Czachryny Reg.-Bez. Marienwerder, Cachořice, Čachrov Böhm., Czachrów Galiz. und setzt wohl einen P.-N. Čachor voraus, dessen Bedeutung dunkel ist; die beiden letztgenannten O.-N. erinnern an das jüdisch-tschech. čachr Schacher.
b. Ratzeburg, von 1158 ab urk. Ziethene,
Cithene, Citene, Schytene (!),
Cythene, Cytane u.s.w. darf mit
ziemlicher 1888/1 - 32 1888/1 - 33
Sicherheit als Plural des P.-N. tsch. Štitoň
(urk.), p. Szczytoń betrachtet werden, welcher von
asl. štitŭ, tsch. štít, p. szczyt
Schild abstammt. Deutlich wird dies durch die O.-N. Ziethen, p.
Szczytno Reg.-Bez. Marienwerder (Adjektivform), dem böhm.
Štítné entsprechend, Zeiten auf Rügen, urk.
Scyten, Zittow b. Schwerin, urk. Zuttecowe,
Cithecowe, Zcithecow, welches dem böhm.
O.-N. Štítkov entspricht und pol. Szczytkowo
heißen würde, endlich durch böhm. Štítary, deutsch
Schittarzen = die Schildmacher. Das p. szcz, tsch.
št vereinfacht sich zu sch, c,
z. 1888/1 - 33 1888/1 - 34
in Verbindung mit vorangehender Genitivendung zu
essum, essem, essun,
essen, endlich zu sen verkürzt haben. S.
Förstemann, Altdeutsches Namenbuch II, 879 f., Arnold, Ansiedelungen
und Wanderungen deutscher Stämme 414-420. Der erste Wortteil ist der
altdeutsche P.-N. Boran, Borno =
Geborner, Kind, got. ahd. barn, der ganze Name also
ursprünglich Bornishusum = Kindshausen. 1888/1 - 34 1888/1 - 35
Mecklenburg, wo es bei Barsdorf eine „breite Masch“
giebt, wie auch im sächsischen Hessen und Schaumburgschen. Das
Schwinden des r vor den Zischlauten ist ebenso in
einer Menge slavischer O.-N. des Ostseegebietes zu bemerken. 1888/1 - 35 1888/1 - 36
auf menschliche Einrichtungen: Köhlerei,
Schießstelle; 1 auf Verwandtschaft: Brudershof; 6 beziehen sich auf
die Tierwelt: Schwanteich, Froschbach, Barschbach, 2 Schleibach,
Plötzensee; 11 betreffen die Pflanzenwelt: Buchheim, Kiefericht,
Zwergkiefericht, Haslau, Radefeld, Blumenau, 2 Heidefeld, Brandhof,
Stöckicht, Balken; 16 nehmen Bezug auf Boden und Wasser: 2 Hohenau,
Steinsee, Sand, Lehmbach, Damm, Teich, Graben, Wässerchen,
zusammenfließendes Gewässer, 3 Sumpf, Weißbach, Lauterbach,
Zischelbach.
|
*