Der Bildhauer, Grafiker und
Dichter Ernst Barlach wird am 2. Januar 1870 in Wedel bei Hamburg
als ältester Sohn des Landarztes Georg Barlach in Wedel geboren. Er
verlebt sechs ruhige Jahre in Ratzeburg, doch nachdem sein Vater
1884 unerwartet fünfundvierzigjährig stirbt, zieht die Witwe nach
Schönberg in Mecklenburg, die Kindheit endet abrupt.
1888-1891 studiert Barlach an der Kunstgewerbeschule in Hamburg,
danach 1891-1895 an der Kunstakademie in Dresden. Es folgen
Studienreisen nach Paris und erste Arbeiten im 'Jugendstil', er ist
auf der Suche nach seinem Personalstil. 1898-1902 fertigt er
Zeichnungen für die Zeitschrift "Jugend" und bemüht sich, in einem
Atelier in Wedel mit keramischen Arbeiten seinen Unterhalt zu
bestreiten. Durch die Vermittlung von Peter Behrens wird Ernst
Barlach Lehrer an der Keramikschule in Höhr (Westerwald), doch er
fühlt rasch, daß er als Pädagoge nicht seine wirklichen Fähigkeiten
ausleben kann.
Die schwere Lebenskrise, die durch finanzielle Engpässe und das
Gefühl, die gefühlte Ausdrucksqualität nicht adäquat umsetzen zu
können, geprägt ist, wird beendet durch einen Ortswechsel. 1906
macht Barlach mit seinem Bruder Nikolaus eine mehrwöchige Reise
durch die Ukraine, deren vielfältigen Eindrücke nachhaltig auf sein
Werk einwirken. Er kehrt zurück mit über 400 Zeichnungen,
überwiegend Entwürfe für plastische Form.
1907/08 entstehen Zeichnungen für die satirische Zeitschrift
"Simplicissimus". Barlach zieht nach Berlin. Um jene Zeit fängt er
auch an, als Schriftsteller zu arbeiten. Der Kunsthändler Paul
Cassirer, der ihm einen Langzeitvertrag anbietet, veröffentlicht
Barlachs Dramen, die der Künstler zum Teil selbst illustriert,
sodass er bald auch als Schriftsteller und Grafiker breite
Anerkennung erlangt. 1909 erhält Ernst Barlach ein Stipendium für
die Villa Romana in Florenz. Nach seiner Rückkehr wohnt Barlach
weiter bis 1910 in Berlin, danach ist er bis zu seinem Tod in
Güstrow in Mecklenburg tätig.
1915/16 dient Barlach als Soldat im Ersten Weltkrieg, wandelt sich
vom Kriegsbefürworter zum überzeugten Kriegsgegner, verarbeitet
seine Eindrücke vom Krieg in Einzelfiguren, aber auch in Form von
Mahnmalen, die bald an öffentlichen Plätzen und in Kirchen vor einem
neuen Krieg warnen.
1919 wird Ernst Barlach Mitglied der Berliner Akademie der Künste.
1924 erhält er für seine Dramen den Kleist-Preis. 1925 wird er
Ehrenmitglied der Akademie der Künste in München. Im Dritten Reich
nehmen seine Schaffensmöglichkeiten rasch ab: 1937 erhält Barlach
Ausstellungsverbot, Mahnmale werden entfernt. In der
Wander-Ausstellung "Entartete Kunst" wird Barlachs Figurengruppe
"Christus und Thomas" gezeigt.
Am 24. Oktober 1938 stirbt Ernst Barlach in Rostock, er wird auf dem
Friedhof Seedorfer Straße in Ratzeburg beerdigt (auf dem Grab der
Klinkerbrand "Singender Klosterschüler").
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Das Kreismuseum Herzogtum zeigt
im Raum "Künstler im Kreis des 20. Jahrhunderts" in einer
Standvitrine einige Originalwerke Ernst Barlachs, versteht sich aber
grundsätzlich als empfehlender Hinweisgeber auf die Ernst Barlach
Gesellschaft sowie die fünf bestehenden Personalmuseen in Güstrow
(2), Hamburg, Ratzeburg und Wedel/Holstein, deren Internetauftritte
über die nachfolgenden Links erreichbar sind.
Die Gertrudenkapelle in Güstrow
sowie Barlachs ehemaliges Atelier am Heidberg werden betreut von der
Ernst Barlach Stiftung, die
Personalmuseen in Ratzeburg und Wedel von der
Ernst
Barlach Gesellschaft. Dem gleichen Ziel, das vielschichtige Werk
dieses bedeutenden Künstlers lebendig zu erhalten, widmet sich das
Ernst
Barlach Haus Hamburg,
Stiftung Hermann F. Reemtsma im Jenischpark.
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